Clara (Name geändert) kann derzeit wieder mit etwas Hoffnung in die Zukunft sehen. Die 16-Jährige war bis vor kurzem einen Monat lang in der Caritas-Unterkunft "a_way" untergebracht – die einzige Notschlafstelle für Jugendliche und junge Erwachsene (14 bis 20 Jahre) in ganz Wien. "Es gab zu Hause immer wieder Streit – es ging darum, dass ich keinen Freund haben darf und zu oft mit Freunden ausgehe", erzählt Clara im Gespräch mit "Heute".
Immer wieder übernachtete Clara bei Freunden oder wurde in einem Krisenzentrum der MA 11 (Kinder- und Jugendhilfe) untergebracht. Im "a_way" in Ottakring fand sie schließlich für längere Zeit Zuflucht – die Notschlafstelle hat insgesamt 12 Betten (und zwei Notbetten) auf fünf Zimmer verteilt.
„Es hieß: Krisenzentrum oder Notschlafstelle. Ich habe mich für die Notschlafstelle entschieden“Clara (16)musste von zu Hause weg
Von 17 Uhr bis 9 Uhr früh finden die Jugendlichen dort nicht nur ein warmes Bett und Mahlzeiten vor, sondern auch Menschen, die ihnen zuhören – auf Augenhöhe: "Ich habe mich sehr wohlgefühlt, konnte mit meiner Betreuerin reden. Tagsüber war ich dann mit Freunden draußen", erzählt die 16-Jährige.
Ein Polizei-Einsatz daheim bei Clara vor über einem Monat war ausschlaggebend, dass sie nicht mehr zu Hause übernachten konnte: "Die Polizisten haben gemeint, entweder in ein Krisenzentrum oder in die Notschlafstelle. Ich habe mich für die Notschlafstelle entschieden", erklärt die Jugendliche, die gerne kocht.
Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt, Clara lebt wieder daheim. Vor rund einer Woche hat die 16-Jährige zudem eine Lehre als Hotel- und Gastgewerbeassistentin begonnen – sie hat zwei große Ziele vor Augen: "Ich glaube, ich bin ein recht offener Mensch. Ich möchte Managerin eines Hotels werden und möglichst bald in eine eigene Wohnung ziehen."
Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene sind von Wohnungslosigkeit betroffen. Rund ein Drittel aller Obdachlosen – rund 5.000 Personen – in Wien sind unter 30 Jahre alt: "In den vergangenen 20 Jahren wurden allein im 'a_way' über 58.000 Nächtigungen gezählt. Diese Zahlen zeigen: Junge Wohnungslosigkeit ist keine Randerscheinung. Trotzdem ist es ein Thema, das oft im Schatten liegt – es muss stärker sichtbar gemacht werden", erklärte Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner im Rahmen einer Pressekonferenz im "a_way" – "Heute" berichtete.
"Wir sind oft das letzte Auffangnetz für diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen", ergänzte "a_way"-Leiter, Tom Adrian, und zählte konkrete Fälle aus dem vergangenen Monat auf: "Wir hatten hier eine 14-Jährige, die zu Hause geschlagen wurde – Gewalt in der Familie ist der Hauptgrund für die Übernachtung hier. Dann gab es einen 15-Jährige, der aufgrund eines Streits mit dem Nachbarn von zu Hause weggewiesen wurde. Und eine 16-Jährige, die seit vier Wochen auf einen Platz in einem Krisenzentrum wartet."
Wo: 1160 Wien, Neumayrgasse 4
Wann: zwischen 17 Uhr abends und 9 Uhr früh
Wer: Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 20 Jahren
Was: kostenlose Übernachtung, Essen, duschen, Wäsche waschen, Kleidung, Freizeitmöglichkeiten (TV, Internet, Spiele, Tischfußball), Beratung und Begleitung bei Problemlagen, Hilfe bei Arbeits- und Schlafplatzsuche, Vermittlung und Begleitung zu Ämtern und sozialen Einrichtungen
Info: Telefon: 01 / 897 52 19, Caritas Wien
Spendenkonto:
Erste Bank
BIC: GIBAATWWXXX
IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560
Kennwort: Hilfe für wohnungslose Jugendliche
Datenauswertungen der Caritas zeigen, dass biografische Brüche signifikante Auswirkungen auf die langfristige Stabilität und die Wohnchancen der Menschen haben: "Wir sehen: Je früher Hilfe ansetzt und die jungen Menschen in Krisensituationen gezielte Unterstützung finden, desto früher kann Brüchen im Lebenslauf entgegengesetzt werden", so Adrian.