Wissenschaftler glauben, einen Grund dafür gefunden zu haben, warum bei Buben dreimal so häufig Autismus und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) diagnostiziert werden wie bei Mädchen. Forscher der Universität Rochester vermuten, dass Jungen während der Entwicklung ihres Gehirns anfälliger für Umweltstressoren wie giftige "Ewigkeitschemikalien" (PFAS) sind. Es wird vermutet, dass diese Chemikalien die Gehirnsignale verzerren und bei Jungen langfristige Verhaltensänderungen hervorrufen, z. B. soziale Ängste, Schwierigkeiten beim Stillsitzen und Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen.
Diese Chemikalien, die in Plastikflaschen, Kleidung und sogar Trinkwasser enthalten sind, können sich erst nach Tausenden von Jahren abbauen und werden mit Krebs, Unfruchtbarkeit und Geburtsschäden in Verbindung gebracht. In der aktuellen Studie haben die Wissenschaftler eine bestimmte "Ewigkeitschemikalie" namens PFHxA ausfindig gemacht, die in Lebensmittelverpackungen aus Papier und schmutzabweisenden Stoffen verwendet wird. Den Forschern zufolge könnte diese Chemikalie angstähnliche Verhaltensweisen hervorrufen, wie sie bei Autismus und ADHS auftreten, seltsamerweise jedoch hauptsächlich bei Burschen.
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die die Konzentration, die Impulskontrolle und das Aktivitätsniveau beeinträchtigt. Zu den häufigsten Symptomen zählen Ruhelosigkeit, Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit, Schwierigkeiten beim Befolgen von Anweisungen oder beim Zeitmanagement sowie impulsive Entscheidungen.
Autismus bzw. die Autismus-Spektrum-Störung ist eine komplexe neurologische Entwicklungsstörung, deren Ursache bis heute ungeklärt ist. Autismus als Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung wirkt sich darauf aus, wie Menschen lernen, sich verhalten, kommunizieren und mit anderen interagieren. Autismus hat man entweder von Geburt an oder nie. Wer den Verdacht hat, autistische Züge zu haben, kann bei einem Psychologen eine Diagnostik machen.
Die Wissenschaftler führten eine Studie durch, bei der Mäusebabys über ihre Mutter dem Gift ausgesetzt wurden. Die Mäusemutter wurde während der Trächtigkeit und während sie ihren Nachwuchs stillte, mit einem Mehlwurm-Leckerbissen gefüttert, der mit PFHxA versetzt war.
Es wurde an die Mutter verabreicht, weil so die Mäusebabys dem Toxin sowohl in der Embryonal- und Trächtigkeitsphase über ihr Blut als auch nach der Geburt über ihre Milch ausgesetzt waren.
Es wurde festgestellt, dass die männlichen Mäusebabys besorgniserregende Entwicklungsveränderungen aufwiesen, u. a. einen Rückgang des Aktivitätsniveaus, erhöhte Ängstlichkeit und Gedächtnisprobleme. Bei den weiblichen Babymäusen konnten dieselben Verhaltensänderungen nicht festgestellt werden. Selbst Jahre, nachdem die Mäuse zum ersten Mal der Chemikalie ausgesetzt waren, zeigten sie immer noch Verhaltensmuster, die mit den Störungen in Verbindung gebracht werden, was darauf hindeutet, dass die Exposition gegenüber der Chemikalie lang anhaltende Auswirkungen auf das Gehirn haben könnte.