Obwohl es meist einen selbst nicht treffen mag, bleibt die Thematik "häusliche Gewalt" immer noch präsent. Sei es auf Social Media, oder im Privatleben: Oft kennt man jemanden, den es schon getroffen hat. In Österreich ist dieses sensible Thema nämlich leider keine Seltenheit: Innerlands erlebte bereits jede dritte Frau ab dem Alter von 15 Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt. Im Erwachsenenalter war jede sechste Frau von Androhungen solcher betroffen. Während es einige schaffen, der toxischen Umgebung entkommen zu können, leiden andere noch unter der Gewalt, die zuhause stattfindet. Eine Handgeste, die vor allem auf Online-Plattformen, wie TikTok, nun öfter demonstriert wird, könnte dafür sorgen, dass mehr Frauen es schaffen, sich aus den Zwängen des Partners befreien zu können.
Während der COVID-19-Pandemie erwartete sich die Canadian Women's Foundation, dass sich die Anzahl der Fälle im Bezug auf häusliche Gewalt steigen würden. Durch die diversen Restriktionen, um die Menge an Corona-Fälle eindämmen zu können, war es vielen leidenden Frauen nicht möglich, das Haus zu verlassen.
In Kooperation mit der kanadischen Frauenorganisation und der Werbeagentur "TBWA" wurde das "Signal for Help", auch genannt Hilfe-Handzeichen, kreiert. Die Handgeste kann deshalb so wirksam sein, da das Zeichen in Video-Calls und Kamera-Aufnahmen gut erkannt werden kann. Um zu zeigen, dass man unter häuslicher Gewalt leidet, kann es nun oft reichen, die Handgeste deutlich vor der Kamera zu demonstrieren.
Auf Social Media, vor allem auf TikTok, gibt es Videos, die erklären, wie genau der Handgriff erfolgen muss. Zuerst legt man den Daumen in die Handfläche und formt mit den weiteren Finger eine Faust. Während solche Beiträge viral gehen, werden online ebenso potenzielle Szenarien demonstriert, in welchen das Hilfezeichen erfolgreich genutzt werden können.
Bereits im Jahr 2021 schaffte ein 16-jähriges Mädchen im US-Bundesstaat Kentucky gerettet zu werden, nachdem es aus einem Auto heraus wiederholt das "Signal for Help" gezeigt hatte. Ein anderer Autofahrer auf dem Highway erkannte es und wählte den Notruf, was zur Verhaftung ihres mutmaßlichen Entführers, eines 61-jährigen Mannes, führte.
Erst letzten Juni verhalf das Hilfe-Handzeichen einer Frau im spanischen Burgos, sich aus den Zwängen eines fremden Mannes, zu befreien. Während jene vom Täter auf dem Heimweg sexuell belästigt wurde, versuchte die Frau dem Mann auszuweichen, indem sie meinte, auf die Toilette gehen zu müssen. Da sie sich in der Nähe der Universitätsklinik Burgos befanden, begleitete der Täter die Frau dorthin. Sobald beide den Notaufnahmebereich betraten, nutze die Dame die Gelegenheit, wiederholt die Handgeste zu machen. Dadurch konnte das Sicherheitsteam des Krankenhauses alarmiert und der Mann verhaftet werden.
Wer unter häuslicher Gewalt leidet oder mit Gewalt bedroht wird, kann sich an frauenhelpline.at wenden. Die Hilfestelle ist rund um die Uhr unter 08000/222 555 erreichbar. Außerdem bietet der Service auch Onlineberatungen an. Ist man akut von Gewalt betroffen, sollte schnellstmöglich die Polizei angerufen werden.
Das Hilfe-Handzeichen mag nicht alle Probleme häuslicher Gewalt lösen können, jedoch bietet sich die Gestikulation als Möglichkeit, an Hilfe zu gelangen.