Bis Ende 2022 war Katrin Teufel aus dem niederösterreichischen Mostviertel sportlich engagiert und, wie sie sagt, "lebensfroh": Bergtouren, Ausritte mit ihrem Pferd und politisches Engagement gehören zum Alltag der 29-Jährigen, die sich gegenüber "Heute" als "leidenschaftliche junge ÖVPlerin" beschreibt.
"Ich war umtriebig", sagt Teufel, die in ihrer niederösterreichischen Heimatgemeinde Randegg im Gemeinderat tätig war. Im Sommer 2022 wird Teufel zur neuen Bezirksleiterin der ÖVP-Frauen im Bezirk Scheibbs gewählt. Selbst aus einer bäuerlichen Familie kommend, arbeitet sie zu dieser Zeit auch noch als Geschäftsführerin von Urlaub am Bauernhof. Ende November 2022 dann die plötzliche Wendung:
"Bleierne Erschöpfung, starker Schwindel, Tinnitus, Kreislaufprobleme und Übelkeit": Es sind die Symptome einer Long-Covid-Erkrankung, die bei Teufel manifest werden, nachdem sie im August eine Infektion mit dem Virus durchgemacht hatte. Ihren Therapieversuchen zum Trotz – schulmedizinisch wie alternativ – kommt es zunächst zu keiner Besserung.
Dabei sollte es aber nicht bleiben: Während einer weiteren Long-Covid-Reha im Oktober 2024 infiziert sich Teufel erneut mit dem Virus: "Einen Monat gab ich meinem Körper Zeit, sich davon zu erholen und startete dann wieder einen Arbeitsversuch", sagt Teufel gegenüber "Heute": "Ich wollte nicht einsehen, dass es zu viel für meinen Körper ist", erinnert sie sich.
Anfang 2025 erlebt sie dann den Totalzusammenbruch: "Es war wie ein 'Systemabsturz' meines Körpers", sagt Teufel. An Arbeit war nicht mehr zu denken. "Seit 7. Jänner 2025 bin ich durchgehend im Krankenstand. Im Jänner und Februar lag ich fast ausschließlich im Bett. Ich war so erschöpft, dass ich kaum mehr als den Gang zur Toilette und ein paar Bissen zu essen bewältigen konnte." Die 29-Jährige zog damals wieder auf den Hof ihrer Eltern, die sich um sie kümmerten.
Heute kämpft sie darum, kleine Aktivitäten in ihren Alltag zu integrieren: ein kleiner Spaziergang, immer wieder Atem- und Zwerchfellübungen, vielleicht ein vorsichtiger Kinobesuch – selbst minimale körperliche Anstrengung fühlt sich für ihren Körper an wie ein Marathonlauf, sagt Teufel. Das zeige auch der Belastungstest.
Doch es gibt Hoffnung: Anfang Juni 2025 unterzog sie sich im Dialysezentrum Bayreuth (Deutschland) einer sogenannten HELP-Apherese – einer Art Blutwäsche, die vor allem auf die Blutgerinnung wirkt. Gleichzeitig wurde ihr Blut auf sogenannte GPCR-Autoantikörper untersucht. Diese Antikörper können dazu führen, dass das Immunsystem in einer Covid-bedingten Autoimmunreaktion den eigenen Körper angreift – mit negativen Auswirkungen auf den Kreislauf, Nerven und das Herz.
Da die HELP-Apherese keine Verbesserung brachte, wurde Teufel eine andere Form der Blutwäsche empfohlen: die Immunadsorption. Dabei werden die schädlichen Autoantikörper und andere immunologische Substanzen gezielt aus dem Blut gefiltert, um das Immunsystem zu modulieren. Die Therapie ist derzeit in Österreich nicht zugelassen und wird deshalb auch nicht von der Gesundheitskasse (ÖGK) übernommen.
Fünf Behandlungen seien notwendig, sagt die Niederösterreicherin, doch jede kostet etwa 2.300 Euro. Teufel hat sich ausgerechnet, dass sie insgesamt 11.500 Euro bräuchte, ohne Unterkunft und Anreise: "Ich möchte die Therapie machen, solange ich noch selbst aufrecht ins Behandlungszimmer gehen und es wieder verlassen kann", sagt sie. Ihre Eltern möchte sie aber nicht damit belasten. Die Landwirtschaft aufrechtzuerhalten, sei hart genug.
Aus dem NÖ Corona-Hilfsfonds bekam Teufel 1.000 Euro pauschal und 500 Euro für Arztbesuche: "Das war ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt die 29-Jährige, die auch ihre Psychotherapie einreichen wollte, aber erfahren musste, dass sie damit spätestens am 30. Juni 2023 beginnen hätte müssen, um die Kosten ersetzt zu bekommen.
Um sich die erneute Behandlung in Bayreuth leisten zu können, lancierte Teufel eine Spendenkampagne auf der Plattform GoFundMe, die "innerhalb von 48 Stunden 13.608 Euro" einbrachte: "Eine Welle der Menschlichkeit hat mich überrollt. Ich bin sehr gerührt", sagt die Niederösterreicherin, die sich jetzt einen weiteren Heilungsversuch leisten kann und die Spendenaktion selbst beendet hat.
"Ich habe mich bei den über 250 Spenderinnen und Spendern persönlich bedankt", sagt Teufel und spart an dem Punkt nicht an Kritik: "Niemand hat mich ernst genommen, als ich die Psychotherapie einreichen wollte. Das sind doch sehr fragwürdige Regelungen in Österreich. Müsste es nicht das Ziel sein, Menschen wieder arbeitsfähig zu bekommen?"
Sie könne auch einfach weiter zu Hause herumsitzen, vom österreichischen Sozialsystem leben, gibt Teufel zu bedenken: "Ich möchte aber schnell fit werden! In Österreichs medizinischer Versorgung gibt es aber, gerade was Long Covid betrifft, massive Lücken – nicht nur was die psychische Gesundheit anbelangt."
Dann wird Teufel konkret: "Ich bin nur eine von 64.000 Betroffenen mit chronischem Fatigue-Syndrom. Viele haben gar nicht die Kraft, für ihre Gesundheit zu kämpfen. Ich frage mich, wer diesen Menschen jetzt hilft?"
Und noch eine Frage stellt sich der 29-Jährigen jetzt: "Werde ich es schaffen, vor Ablauf der 52 Krankenstandswochen, die die ÖGK gewährt, wieder arbeitsfähig zu werden? Wenn nicht, wird die PVA Rehageld bewilligen? Oder falle ich aus dem System?"
Vorerst hat sie sich selbst helfen können. Bald geht es nach Bayreuth. Teufel hofft, dass danach wieder gesund wird: "Wenn das klappt, möchte ich wieder reisen, am liebsten nach Afrika."