Wien

Diplomaten mit Beil attackiert - nun Prozess per Chat

Ein 22-jähriger Serbe attackierte im November einen Diplomaten mit einem Beil. Deshalb stand er am Montag vor Gericht. Wegen Corona wurde per Videokonferenz verhandelt. Trotz Schuldspruchs wurde der Angeklagte bereits entlassen.

Teilen
Mit Mundschutz und per Liveschaltung wurde am Wiener Landl verhandelt.
Mit Mundschutz und per Liveschaltung wurde am Wiener Landl verhandelt.
privat

Mit Maskenpflicht und Video-Chat: Am Wiener Straflandesgericht kehrt nach dem Lockdown langsam wieder Alltag ein. Mit Mundnasenschutz und Abstand kann man wieder Prozesse beobachten, auch Besuche im Gefängnis sind wieder möglich. Eine lange Schlange am Eingang in der Landesgerichtsstraße war die Folge, wie ein Lokalaugenschein festhielt. 

Wegen Corona Live-Schaltung aus der Zelle

Weil er am 22. November in Wien-Favoriten völlig zugedröhnt einen anderen Autofahrer mit einer Axt attackierte, musste Mladen J. vor die Richterin. Zumindest virtuell – wegen Covid-Schutzmaßnahmen wurde der ehemalige Tankwart per Live-Video zugeschaltet. "Können Sie mich hören?" – "Sie müssen lauter sprechen" –"Jetzt geht die Verbindung".

Täter rastete im Stau aus

Die Verhandlung startete holprig, nahm dann aber schnell an Fahrt auf. Vor den allesamt maskierten Anwälten und den gestaffelt sitzenden Besuchern erklärte der inhaftierte Serbe seine irre Tat: "Ich war im Stau am Gürtel, hatte vorher Stress mit der Freundin und war voll mit Drogen." – Erst krachte er auf dem Margaretengürtel in ein Diplomaten-Auto, ein Streit um den Schaden entfachte. Auf der Landgutgasse rastete der 22-jährige Serbe dann aus.

Er attackierte Diplomat mit Axt

Er stieg aus seinem Fahrzeug. Vorher griff er noch zum Wekzeug, das dauerhaft im ausgeborgten Auto seines Vaters lagerte. "Mit einem Beil schlug ich im Affekt dem Herrn Magister M. das rechte Seitenfenster ein. Weil mir meine Axt aus der Hand glitt, holte ich noch eine Eisenstange." Mit der Stange bewaffnet drohte er, schrie um sich und wehrte sich gegen seine Festnahme. Das Opfer und weitere Zeugen bangten um ihr Leben, berichteten später von Todesangst und schlaflosen Nächten.

"Ich war unter Drogen"

Kleinlaut gab der 22-Jährige deshalb zu Protokoll: "Ich war unter Drogen, fühle mich schuldig und möchte bei allen, denen ich geschadet habe, Entschuldigung sagen." – Das galt auch zwei Polizisten, die bei der Festnahme verletzt wurden. Beide machten Schadenersatz geltend: 500 Euro in bar bekam der Anwalt eines Polizisten für 10 Tage leichte Schmerzen überreicht - er erlitt Abschürfungen am kleinen Finger und am Knie. Eine weitere Beamte erlitt Kopfverletzungen.

15 Monate Haft und trotzdem frei

Nach etwa 30 Minuten Verhandlung gelobte der Angeklagte Besserung. Sein Anwalt Andreas Strobl meldete ihn zu einer Anti-Aggressions-Therapie sowie zum Drogenentzug an. Diese Tatsache und ein umfassendes Geständnis stimmten die Richterin milde. Das Urteil: 15 Monate Haft. Doch weil Mladen J. die U-Haft angerechnet wurde, durfte er jetzt bereits auf Bewährung raus. 

Anwalt Strobl boxte Beil-Angreifer raus.
Anwalt Strobl boxte Beil-Angreifer raus.
Denise Auer

Anwalt Strobl ist zufrieden

Verteidiger Andreas Strobl war zufrieden. Seinem Mandanten richtete er maskiert nach Prozessende durchs Video Glückwünsche aus. "Wir haben das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten", sagte er gegenüber "Heute".
Übrigens: Trotz neu-eingesetzter, modernster Video-Technik in der Verhandlung wurde der anschließende Haftentlassungsantrag per Telefax zugestellt. Auch nach Corona verlässt man sich in der Wiener Beamtenschaft am Ende doch noch auf alt-bewährte Übermittlungstechnologien.