Immer häufiger füllen zu festlichen Anlässen alkoholfreie Alternativen - weit entfernt vom klassischen Orangensaft - die Gläser. Deshalb hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) kurz vor Weihnachten 16 alkoholfreie Aperitifs getestet: Elf alkoholfreie Bitter-Aperos, die meist als "Spritz" mit entalkoholisiertem Schaumwein und/oder Soda getrunken werden, vier alkoholfreie Gin-Alternativen sowie ein alkoholfreies Getränk, das – unter anderem aufgrund eines erhöhten Koffeingehalts – mit einer speziellen „Wirkung” beworben wird.
Überprüft wurde, welche Zutaten und Zusatzstoffe laut Kennzeichnung in den Getränken enthalten sind sowie die Angaben zu Nährwerten und Allergenen. Ein großes Augenmerk lag zudem auf der Verkostung.
Insgesamt fiel das Ergebnis positiv aus: Acht Produkte wurden mit "gut", acht mit "durchschnittlich" bewertet. Geschmacklich überzeugten viele Alternativen. Allerdings gibt es auch einen Kritikpunkt: Für eine ansprechende rote oder gelborange Farbwirkung greifen Hersteller zu Farbstoffen - und das nicht zu knapp.
Den Testergebnissen zufolge enthalten etliche Produkte Azofarbstoffe (etwa E110, E122), teils gleich mehrere pro Getränk. Bei sieben Produkten werden Azofarbstoffe am Etikett angeführt. "Azofarbstoffe stehen im Verdacht, zu Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen zu führen", erklärt VKI-Ernährungswissenschafterin Nina Eichberger. "Lebensmittel, die die Farbstoffe E 102, E 104, E 110, E 122, E 124 und E 129 enthalten, müssen daher einen entsprechenden Warnhinweis tragen, dass sie die Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen können." Fünf Produkte erfüllen diese Anforderung, bei den alkoholfreien Aperos von Lyre’s und Rebels fehlt dieser Hinweis hingegen.
"Kinder sollten derartige alkoholfreie Alternativen aber ohnehin nicht konsumieren – einerseits, um sie nicht an den Geschmack zu gewöhnen, andererseits, weil kritische Azofarbstoffe und Koffein enthalten sein können", warnt Nina Eichberger.
„Kinder sollten derartige alkoholfreie Alternativen nicht konsumieren.“
Zwei getestete Produkte enthalten zudem den Farbstoff "Echtes Karmin" (E120). Dieser sorgt für eine rote Farbgebung und wird aus getrockneten weiblichen Cochenille-Schildläusen gewonnen. Aufgrund des tierischen Ursprungs eignen sich karminhaltige Lebensmittel nicht für Veganer:innen. Neben Farbstoffen enthalten die geprüften Getränke häufig weitere Zusatzstoffe wie Konservierungs- und Säuerungsmittel sowie Aromen.
"Für Erwachsene, die auf Alkohol verzichten und Kalorien einsparen wollen, können diese Produkte jedoch eine interessante Alternative sein", so Nina Eichberger weiter. Alkoholfreie Alternativen enthalten deutlich weniger Kalorien: Während alkoholische Bitter-Aperitifs wie Aperol- oder Campari-Spritz meist etwa 160 bis 250 kcal pro Portion beinhalten, liegen die alkoholfreien Aperos bei rund 60 bis 90 kcal pro fertig gemischtem Drink. Die getesteten alkoholfreie Gin-Alternativen von Gordon’s, Seedlip oder Rick haben nahezu keine Kalorien, da sie fast ausschließlich aus aromatisiertem Wasser bestehen.
Zum Vergleich: Klassischer Gin mit rund 40 Prozent Alkohol kommt auf etwa 240 kcal pro 100 ml. Gemischt als Gin Tonic ergibt dies etwa 150 kcal pro Getränk. Die alkoholfreie Version kommt auf knapp 60 kcal pro Getränk.
Bei der Verkostung überzeugten vor allem jene alkoholfreien Aperitifs, die eine ausgeprägt bittere Geschmacksnote, ähnlich wie Campari, aufweisen. Süße oder künstlich wirkende Alternativen stießen hingegen auf weniger Akzeptanz. Ein hoher Preis garantiert dabei keine bessere Qualität: Einige der teuersten Produkte schnitten im Test nicht besser ab als günstige Eigenmarken.