Es ist die Zeit der zahlreichen Feiern und Feste – ständig wird gegessen und getrunken. Oft sind auch Kinder dabei und wollen, ganz wie die Großen, anstoßen. Der Markt liefert eine Antwort in Form von Kinderwein oder Kindersekt, mit knallendem Korken und lustigen Figuren auf den Etiketten. Solche Getränke sind seit vielen Jahren in Supermärkten erhältlich. Selbstverständlich enthalten sie keinen Alkohol, imitieren diesen jedoch eindeutig.
Eine japanische Studie hat herausgefunden, dass der Konsum von Getränken, die Alkohol imitieren, bei Kindern mit einem gesteigerten Interesse an Alkohol und Rauchen verbunden sein könnte: "Es gibt tatsächlich Hinweise darauf, dass der Konsum von Getränken, die für Kinder wie echter Alkohol aussehen, wie Kindersekt, die Haltung gegenüber Alkohol beeinflussen könnte", bestätigt Florian Labhart, Alkohol-Experte bei Sucht Schweiz, gegenüber "20 Minuten".
"Kinder, die in einem frühen Alter positive Erfahrungen mit diesen Getränken machen, könnten eher dazu neigen, Alkohol später als weniger bedenklich zu betrachten", so Labhart. Der gleiche Mechanismus wirkt laut dem Experten auch bei Kaugummizigaretten oder Videospielen, die Geldspiel und Sportwetten imitieren: "Es geht hier um die Normalisierung des Konsums."
Doch auch die Eltern oder Betreuungspersonen prägen durch ihr Verhalten das Bewusstsein der Kinder: "Das Vorbild der Erwachsenen spielt genauso eine Rolle", sagt Labhart. "Kinder lernen schon sehr früh, welche Getränke zu welchen Gelegenheiten getrunken werden, was wann 'normal' ist. Diese Verhaltensweisen reproduzieren sie später tendenziell auch." Wenn Eltern also bei jedem Anlass Alkohol trinken, lernen Kinder: Wenn man feiert, trinkt man Alkohol.
Doch nicht immer ist es einfach, als Eltern den Kindern solche Getränke zu verbieten. Der Experte rät: "Wenn bei einem Fest mit mehreren Familien alle anderen Kinder auch solche Getränke erhalten, dann ist es schwierig, seine Kinder davon auszuschließen. Ausnahmsweise scheint es mir deshalb in Ordnung zu sein, dass Kinder ein solches Getränk probieren dürfen, aber es sollte nicht regelmäßig vorkommen." Er rät zudem, den Kindern klar zu erklären, warum Kinder und Jugendliche noch keinen Alkohol trinken sollten.
Ein weiterer Punkt bei den Kinderweinen: Sie enthalten oft sehr viel Zucker. Die Verbraucherzentrale Hessen hat verschiedene Getränke getestet und herausgefunden, dass viele dieser Kinderparty-Getränke mehr Zucker enthalten als klassische Softdrinks wie Fanta oder Sprite.
Will man den Kindern dennoch ein spezielles Getränk anbieten, etwa am Geburtstag oder zu Weihnachten, kann man etwa einen gespritzten Saft oder einen selbstgemachten Eistee wählen. "Es ist wichtig, dass auch Kinder beim Fest Getränke erhalten, die ihnen schmecken: Mit Säften, Eiswürfeln, Schirmchen oder anderen kreativen Elementen lässt sich schon viel machen", sagt Labhart.
"Wichtig ist, dass es bei Festen auch für Erwachsene alkoholfreie Getränke gibt, etwa alkoholfreier Sekt. Denn auch nicht alle Erwachsenen möchten jedes Mal Alkohol trinken", erläutert der Experte schließlich.