Vor 20 Jahren konnte man in Österreich Papageienvögel fast in jedem Tierhandel erwerben, denn erst seit 2005 brachte ein neues Tierschutzgesetz klare Vorschriften und der Handel, die Zucht und der Import waren besser geregelt. Leider leben die meisten Tiere noch, die vor der Änderung des Tierschutzgesetzes erworben wurden und füllen mittlerweile fast jedes exotische Auffangzentrum.
Der Österreichische Tierschutzverein fordert deshalb ein Zucht- und einen Verkaufsstopp – denn gerade bei Tieren, die ein stolzes Alter von etwa 60 Jahren erreichen können, gilt: Adopt don't shop!
Wer kennt sie nicht? Die 60 Zentimeter mal 40 Zentimeter kleinen Vogelkäfige, die im Kinderzimmer einen einzelnen Nymphensittich oder Wellensittich beherbergten, weil man es nicht besser wusste? Vor allem in den 80er und 90er Jahren gehörten Ziervögel zu den beliebtesten Haustieren, auch wenn sich kaum jemand gut genug informierte, um dem Tier seine Gefangenschaft so angenehm wie möglich zu gestalten.
Heute weiß man, dass ein fliegendes Lebewesen, dass eigentlich in großen Schwärmen im feuchtwarmen Klima lebt, wohl kaum 24/7 alleine auf einem Plastikstaberl sitzend ein glückliches Leben führen kann. Diese Tiere wurden entweder "gut gemeint" irgendwann freigelassen, wo sie dann in Windeseile von heimischen Beutegreifern erwischt wurden, oder landeten in exotischen Auffangstationen, die allesamt an der Kapazitätsgrenze kratzen.
„Papageienhaltung erfordert Fachwissen, feuchtes Raumklima, exotisches Futter und ständige Beschäftigung – artgerechte Haltung ist privat kaum möglich“Alfred KoflerLeiter der Tierpflege am Assisi-Hof
Die meisten der 387 Papageienarten leben in tropischen und subtropischen Regenwäldern und sind nicht nur deshalb als Haustiere bei uns völlig ungeeignet.
Mal abgesehen davon, dass fast keine Wohnung die Maße hätte, um eine Voliere wie in Schönbrunn zu bauen, um den privaten Papageien ein artgerechtes Leben schenken zu können, ist auch die Lautstärke viele Vogelarten ein unterschätztes Problem, sowie die Knabberlust an Möbelstücken und die hohe Lebenserwartung.
„Papageien sind bis ins hohe Alter laut, fordernd und unermüdlich aktiv – eine tägliche Herausforderung."“
Pflegemängel machen den Piepmatz über kurz oder lang sehr krank, aggressiv oder verhaltensauffällig, denn die sozialen Vögel sind hochintelligent, brauchen geistige Auslastung und Artgenossen – jeden Tag – für 60 Jahre! Wer Papageien also will, soll sie adoptieren, statt sie neu zu kaufen, denn auch "nur" 30 Jahre sind eine lange Zeit.
In unserem Titelbild sieht man den schrecklichen Zustand der kleinen "Malou", die im November 2024 aus einem Müllraum in Wien gerettet wurde und kürzlich auf einer Pflegestelle des Österreichischen Tierschutzvereins über die Regenbogenbrücke gegangen ist.
Willst auch du Pflegestelle werden? Dann informiere dich HIER.
"Wir suchen laufend Pflegestellen für erkrankte oder operierte Tiere, für die Aufzucht von Jungtieren, für alte oder kranke Tiere, die hospizliche Betreuung benötigen, sowie für Wildtiere, die einen Überwinterungsplatz suchen", betont Alfred Kofler. Pflegestellen bieten den Tieren Sicherheit und eine artgerechte Versorgung. Zudem helfen sie den Tieren in Not, wieder Vertrauen zu Menschen und Artgenossen zu entwickeln.
Trotz ihrer unheilbaren Virusinfektion PBFD, die ihr fast alle Federn raubte, durfte "Malou" zumindest noch ein knappes Jahr Liebe, Sicherheit und Lebensfreude erfahren.