Schwerbewaffnete bei Prozess

Balkan-Mafia soll Mann in Wiener Hotel gefoltert haben

Mitten in Wien sollen zwei Kroaten in einem Hotelzimmer gefoltert worden sein. Brutale Details der Balkan-Tat kamen nun vor Gericht ans Licht.
Christian Tomsits
18.06.2025, 14:38
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Szenen aus den "schlimmsten Albträumen" wurden diese Woche in Wien vor Gericht verhandelt. Ein 39-jähriger Montenegriner und ein 50-jähriger Serbe sollen gemeinsam mit weiteren Handlangern des berüchtigten Kavač-Clans mitten in Wien gefoltert haben. In einem City-Hotelzimmer warteten sie laut Anklage unter falschem Vorwand auf zwei Kroaten (41, 64)  mit "Handsägen und schallgedämpften Pistolen".

Der aus Montenegro operierende Kavač-Clan führt seit dem Verschwinden einer 200 Kilogramm schweren Drogenlieferung im Jahr 2014 in Spanien einen offenen Mafia-Krieg mit dem ebenfalls aus der Hafenstadt Kotor stammenden Skaljaris um die Vorherrschaft des Drogenhandels in Europa. Weltweit starben bereits 80 Menschen durch Schießereien, Folter oder gezielten Bombenattentate.

Die wurden vier Stunden lang geschlagen, gefesselt und bedroht - insgesamt sollten sie eine Million Euro zahlen, ansonsten würden sie und ihre Familienmitglieder umgebracht. 10.000 Euro übergaben die beiden Opfer schließlich an Mittelsmänner in Zagreb.

In den vom Europol geknackten Sky-Chats, mit denen Kriminelle untereinander mit Krypto-Handys kommunizierten, wurden die von der Staatsanwaltschaft Wien vorgebrachten Verbrechen bestens dokumentiert: "Ihm geht es nicht gut, K. Bruder hat ihm die Nase mit der Pistole gebrochen", hieß es. Oder: "Der Alte ist kaputt, dieser hat ihn geschlagen, Bruder, ins Gesicht. Sein ganzes Gesicht ist geplatzt, Bruder… und er wurde mit einem Messer geschnitten."

Weitere Chat-Protokolle wurden aus dem Serbischen übersetzt: "Wir haben Nylon und Säge geholt - wir haben Handsägen gebracht und Nylon und alles, der Mann schreit - ich werde ihn jetzt töten, wenn er kommt, er ist dort und sie foltern ihn."

Die Angeklagten bekannten sich vor Gericht nicht schuldig und machten von ihrem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. Auch die Opfer - die ebenfalls Krypto-Handys hatten und somit dem Mafia-Milieu zuzuordnen sind - schwiegen eisern, als sie per Video aus Kroatien zugeschaltet wurden. Sie wollten die Angeklagten nie gesehen haben und seien zum Zeitpunkt der Tat nicht in Österreich gewesen. Die Verhandlung am Landl wurde von schwerbewaffneten Polizisten, der Cobra und der Justizwache geschützt, es herrschte strengstes Film- und Fotografierverbot.

Alexander Philipp (l.) und Mirsad Musliu (r.) verteidigten im Mafia-Prozess.
Helmut Graf

Verteidiger Mirsad Musliu redete den kolportierten Tatbeitrag seines Mandanten klein und hielt ein wortgewaltiges Eingangsplädoyer, das bei den Geschworenen durchaus Eindruck hinterließ. Er sprach darüber, dass von seinem Mandanten in den Chats kaum die Rede sei. Zudem könne das angeklagte Delikt gar keine erpresserische Entführung sein, da keine Lösegeldforderungen an Dritte ergangen seien.

"Wo wor sei Leistung des Dritten?", fragte er die Geschworenen und erklärte, dass es sich vielmehr um eine reine Freiheitsentziehung mit einer Erpressung handeln würde, worauf eine viel niedrigere Strafandrohung steht. Dann erklärte er noch: Sein Mandant sei bei der Tat gar nicht dabei gewesen. Auch Verteidiger Nummer zwei, Alexander Philipp, sprach von einer unglücklichen Verwechslung seines Mandanten. Das Urteil soll erst nach dem Sommer fallen, die Unschuldsvermutung gilt. Die Verdächtigen bleiben jedoch in Haft - für sie gilt die höchste Sicherheitsstufe.

{title && {title} } ct, {title && {title} } Akt. 18.06.2025, 16:30, 18.06.2025, 14:38
Jetzt E-Paper lesen