Der Fall von Kilmar Abrego Garcia sorgt seit einigen Wochen für Aufregung in den USA. Der salvadoranische Staatsangehörige wurde von der Trump-Regierung abgeschoben, obwohl er Schutz vor Abschiebung wegen drohender Verfolgung innehatte.
Die Behörden begründeten dies mit dem Vorwurf, Garcia sei Mitglied der kriminellen Bande MS-13. Um das zu beweisen, verweist Donald Trump (78) auf ein Bild von Garcias Hand. Es soll zeigen, dass auf den Knöcheln die Zeichenfolge "MS 13" tätowiert ist. Das Problem: Es ist nicht echt.
In einem Interview mit ABC News scheint Trump nicht einsehen zu wollen, dass das MS-13 nicht Tätowierungen sind, die Garcia tatsächlich auf der Hand trägt. "Hey, Terry. Terry. Terry. Mach das nicht", antwortet der US-Präsident, als Interviewer Terry Moran darauf hinweist, dass die Buchstaben und Ziffern wohl per Bildbearbeitungsprogamm nachträglich hinzugefügt wurden.
Trump fährt mit seinen üblichen Untergriffen fort: "Ich gebe dir hier den großen Durchbruch deines Lebens, mit dem Interview. Ich habe dich ausgewählt, weil.. um ehrlich zu sein, ich habe noch nie von dir gehört. Ich habe dich ausgewählt, Terry, aber du bist gerade nicht sehr nett".
Es ist nicht vollkommen klar, ob Trump tatsächlich von den digital eingefügten Buchstaben spricht, oder von den Symbolen darunter. Als Moran sagt, "Er hat keine MS-13 Buchstaben tätowiert", scheint Trump das nicht zu verstehen. Der bei Amtsantritt älteste Präsident aller Zeiten besteht weiter darauf: "Es steht MS-13".
Das Bild, auf das Trump verweist, und welches er auch auf seinem Truth Social gezeigt hat, zeigt Garcias Faust. Auf jedem Finger hat er ein kleines Tattoo. Ein Hanfblatt auf dem Zeigefinger, ein Smiley auf dem Mittelfinger, ein Kreuz auf dem Ringfinger und ein Totenkopf auf dem kleinen Finger.
Über den Tattoos sind die Buchstaben und Ziffern M, S, 1 und 3 zu sehen. Die Buchstaben und Zahlen auf dem Foto sind nicht tatsächlich auf der Haut des Mannes, sondern digital in das Foto eingefügt. Sie sollten wohl als Entzifferung der Symbole darunter dienen. Dies sagen Fact-Checking-Medien, wie Snopes oder das Format "Truth or Fake" vom französischen Sender France24.
Ob die tätowierten Symbole tatsächlich für MS-13 stehen, wie die eingefügten Buchstaben und Ziffern es darstellen, ist nicht klar. Der US-Sender CBS sprach mit verschiedenen Personen und Organisationen mit Expertise in Bandengewalt, wie einer Rechtsprofessorin in Kalifornien, dem FBI oder dem Center für Bandengewalt.
Sie räumten ein, dass die Tätowierungen eine Bandensymbolik tragen könnten, aber sie sagten, dass die Markierungen allein keine zuverlässigen Indikatoren für die Mitgliedschaft sind. Für den Buchstaben M, würde die Bande zum Beispiel eher Teufelshörner benutzen und kein Hanfblatt.
Die Berater des Präsidenten haben wiederholt behauptet, dass zwei Gerichte "entschieden" hätten, dass Abrego Garcia Mitglied der MS-13 sei. In Wahrheit wurde er nie angeklagt oder verurteilt, Mitglied der Bande zu sein, wie die "New York Times" schreibt.
Während seines Abschiebungsverfahrens wurden "Beweise" dafür vorgelegt, dass er der Bande angehöre. Diese Indizien waren für die Richter genug, um ihn während des Prozesses in Haft zu halten.
Ein Einwanderungsrichter entschied jedoch 2019 (während Trumps 1. Amtszeit), dass Abrego Garcia nicht nach El Salvador abgeschoben werden kann, weil ihm dort Verfolgung oder Gewalt durch eine Bande drohen könnte. Der Richter erlaubte ihm, in den Vereinigten Staaten zu bleiben, und er erhielt eine Arbeitserlaubnis. Ein Bundesrichter hat auch die Beweise dafür, dass Abrego Garcia Mitglied einer Bande ist, als zweifelhaft eingestuft.
"Die 'Beweise' gegen Abrego Garcia bestanden aus nichts weiter als seiner Chicago-Bulls-Mütze und seinem Kapuzenpulli und einer vagen, unbestätigten Behauptung eines vertraulichen Informanten, der behauptete, er gehöre der 'Western'-Clique der MS-13 in New York an – einem Ort, an dem er nie gelebt hat", schrieb Richterin Paula Xinis in einer Verfügung diesen Monat.