Im Karl-Seitz-Hof in Floridsdorf sorgt ein Bettwanzen-Befall für Angst und Verzweiflung im Gemeindebau. Ganze Stiegen sind betroffen, selbst die Waschküche gilt als verseucht. Ein 58-jähriger Bewohner schildert: "Ich leg mich hin und sofort krabbelt es – das ganze Bett voller Wanzen! Seit Wochen werde ich ständig gebissen, ich kann nicht mehr schlafen."
Die Ursache laut dem Bewohner: Ein psychisch erkrankter Nachbar soll seine mit Bettwanzen verseuchte Matratze zuerst vor die Tür, später in den Keller gestellt haben. Dort nahm der Befall seinen Lauf. "In der Wohnung des kranken Nachbarn war der Boden voller Wanzen – so etwas habe ich noch nie gesehen", so der 58-Jährige. Seither breitet sich die Plage unaufhaltsam durch den Bau aus, selbst die Waschküche sei verseucht. Eine Familie soll laut ihm bereits ausgezogen sein, denn die Kinder wachten morgens übersät von Bissen auf.
Die Tiere machen auch vor nichts halt. "Meine Haare waren voll – ich hab mir deswegen eine Glatze rasiert", erzählt der Mann. Der ständige Juckreiz, die Angst vor neuen Stichen und die schlaflosen Nächte zermürben ihn: "Ich hab einen schweren Job, aber ich komme nicht mehr zur Ruh."
Berufsgruppensprecher der Schädlingsbekämpfer Peter Fiedler erklärt gegenüber "Heute", warum die Parasiten so schwer zu bekämpfen sind und er warnt eindringlich:
„Bettwanzen sind wahre Überlebenskünstler: Sie verstecken sich in Matratzen-Nähten, Ritzen oder sogar hinter Sockelleisten und können bis zu einem Jahr ohne Nahrung ausharren. Besonders tückisch ist, dass sie auf menschliche Ausdünstungen reagieren und gezielt Menschen oder andere Lebewesen in den Räumen ansteuern. In Kombination mit Bekämpfungsmitteln und -methoden können Personen deshalb sogar als Lockvögel eingesetzt werden.
Für die thermische Bekämpfung braucht es extreme Hitze zwischen 90 und 120 Grad Außentemperatur – nur so sterben die Tiere mitsamt ihren Eiern zuverlässig ab. Wird eine chemische Bekämpfung gewählt, kann es vorkommen, dass eine einzige Behandlung nicht reicht, oft sind mehrere Durchgänge nötig. Und: Es gibt nicht die eine Methode, die immer wirkt, zumal Bettwanzen teilweise auch Resistenzen gegen bestimmte Mittel entwickelt haben.“
Von Wiener Wohnen heißt es gegenüber "Heute": "Das Thema Bettwanzen im Karl-Seitz-Hof ist uns bekannt. Die erste Meldung dazu erfolgte am 19. August 2025. Noch am selben Tag wurde eine Fachfirma für Schädlingsbekämpfung beauftragt."
Nach aktuellem Stand betreffe der Befall vor allem die Waschküche und einzelne Wohnungen zweier Stiegen. Dort seien die Maßnahmen auf sämtliche Einheiten ausgeweitet worden. Eine großflächige Ausbreitung auf den gesamten Bau sei laut Fachleuten "weder erforderlich noch zielführend". Man beobachte die Situation aber laufend und verspricht: "Uns ist bewusst, dass der Befall für die Bewohner belastend ist – deshalb setzen wir alles daran, die Situation rasch und nachhaltig zu verbessern."
Floridsdorfs Bezirksvorsteher Georg Papai bestätigt gegenüber "Heute", dass ihn bisher keine Beschwerden von Anrainern erreicht haben. "Nach Ihrer Anfrage habe ich mich mit Wiener Wohnen in Verbindung gesetzt. Dort wurde mir versichert, dass man über das Problem informiert ist und geeignete Maßnahmen eingeleitet hat." Eine Ausbreitung auf andere Wohnanlagen sei laut Wiener Wohnen derzeit nicht zu befürchten. Papai stellt klar: "Da es sich um eine Wohnhausanlage handelt, ist in erster Linie Wiener Wohnen zuständig. Der Bezirk hat hier keinen unmittelbaren Handlungsauftrag."
Die Wirtschaftskammer rät zu konsequenter Vorbeugung: Häufiges Staubsaugen aller Matratzen- und Bettteile, Spezialüberzüge, keine Koffer unter dem Bett und regelmäßige Kontrolle von Lattenrosten. Wanzenfallen können helfen, einen Befall frühzeitig zu entdecken.
Im Ernstfall gilt: Matratzen, Bettzeug und Kleidung bei 60 Grad waschen, Spielzeug oder Kuscheltiere eine Woche einfrieren, Möbel abrücken, Sesselleisten abmontieren. Bei der Bekämpfung setzen Profis verschiedene Methoden ein.
Doch für den 58-Jährigen ist das alles zu spät: "Mein Bett, mein Zuhause, alles ist voller Wanzen. Wir haben hier eine Epidemie – wenn nichts passiert, breitet sich das ganze aus."