Gesundheit

Bildung schützt nicht vor Hirnschwund

Dass ein hoher Bildungsgrad vor dem Abbau von Hirnsubstanz schützt, widerlegt diese Studie aus Schweden.

Sabine Primes
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Aufnahmen aus dem Magnetresonanztomograph zeigen: Akademiker sind nicht besser geschützt als Nicht-Akademiker.<br>
Aufnahmen aus dem Magnetresonanztomograph zeigen: Akademiker sind nicht besser geschützt als Nicht-Akademiker.
Getty Images/iStockphoto

Dass Bildung sich auszahlt ist wohl unbestritten. Aber verlangsamt ein höheres Bildungsniveau in der Kindheit und im frühen Erwachsenenalter den Abbau des Gehirns und der kognitiven Fähigkeiten im späteren Erwachsenenalter und im hohen Alter? Zumindest kursieren Meldungen, die meinen, Bildung wäre ein Schutzfaktor oder kognitive Reserve, die gegen das neurokognitive Altern wirkt. Eine Studie von Neurowissenschaftlern aus Schweden stellt diese Ansicht nun infrage, wie ihre Studie in PNAS berichtet.

Für die Überprüfung ihrer Hypothese, untersuchten die Forscher Magnetresonanztomograph-Aufnahmen von rund 2.000 Erwachsenen zwischen 29 und 91Jahren mit und ohne akademischem Abschluss. Die Hirnalterung wurde als Hirnatrophie - also einen Verlust an Hirnvolumen - operationalisiert, die sowohl mit normalen also auch pathologische Alterungsprozessen einhergeht.

Kein Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und Hirnalterung

Es wurde keine Unterstützung für die Hypothese, dass höhere Bildung mit langsameren Raten der Hirnalterung einhergeht, gefunden. Stattdessen wurden parallele Veränderungsraten in kortikalen Regionen und im Hippocampus beobachtet. Es gab einen signifikanten Volumenverlust des Hippocampus und der Großhirnrinde, aber keinen Einfluss der Bildung auf die Veränderungsrate. Es zeigte sich, dass Bildung bis zu einem gewissen Grad mit dem Gehirnvolumen, aber nicht mit der Veränderungsrate zusammenhängt und dass das Bildungsniveau keinen verlässlichen Einfluss auf die Geschwindigkeit des kognitiven Abbaus im Alter hat.

Die "passive" Reserve

Man spricht vielmehr von einer "passiven" Reserve, die postuliert, dass Personen mit höherer Bildung einen anfänglichen Vorteil gegenüber Personen mit niedrigerer Bildung haben, den sie während ihres Erwachsenenlebens beibehalten können. Es ist dieser Vorteil, der das Risiko von Personen mit höherer Bildung, an Demenz zu erkranken, reduziert. Zudem gibt es Hinweise auf eine genetische Assoziation des Bildungsgrades mit der Oberfläche der Großhirnrinde und den kognitiven Funktionen. Das deutet darauf hin, dass genetische Einflüsse den Zusammenhang zwischen Bildung und neurokognitiven Leistungen erklären können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bildung mit vielen vorteilhaften Ergebnissen verbunden ist, aber die vorliegenden Ergebnisse widerlegen theoretische und empirische Behauptungen, dass höhere Bildung die Hirnalterung verlangsamt.