Kinderärztin erklärt

Ramadan – ab diesem Alter dürfen Kinder fasten

Schon Kinder nehmen am islamischen Fastenmonat Ramadan teil. Eine Kinderärztin erklärt, ab wann Fasten für Kinder überhaupt infrage kommen sollte.
Heute Life
13.03.2025, 18:31

Der islamische Fastenmonat Ramadan stellt viele Schulen in Österreich vor große Herausforderungen. Noch bis Ende des Monats verzichten gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung und Flüssigkeiten – und zwar nicht nur zu Hause, sondern auch in den Klassenzimmern. Und das, obwohl Kinder vom religiösen Fasten ausgenommen sind. Viele Kinder äußern jedoch von sich aus den Wunsch, am Ritual teilzuhaben. Aber wie wirkt sich Fasten auf einen Kinderkörper aus?

"Heute" sprach mit Kinderärztin Dr. Sevinc Yildirim. Sie leitet die Gruppenpraxis für Kinder- und Jugendheilkunde CAPE10 in Wien 10. "Die Eltern, die mit ihren Kindern zu mir in die Ordination kommen, zwingen ihre Kinder nicht zum Fasten – im Gegenteil. Sie wollen gar nicht, dass die Kinder fasten, weil sie wissen, dass die Kinder Nahrung und Flüssigkeit für die Leistungsfähigkeit in der Schule brauchen." Generell sollten Kinder vor dem 12. Lebensjahr überhaupt nicht fasten, weil die Ernährung wichtig für ihre Entwicklung ist, so die Ärztin. Danach könne – sofern das Kind gesund ist – ein paar Stunden auf bestimmte Sachen verzichtet werden, zum Beispiel Snacks oder Süßigkeiten. Getrunken werden sollte aber immer.

Was ist Ramadan?

Der Ramadan ist der 9. Monat des islamischen Mondkalenders. Er erinnert an die Offenbarung des Korans durch den Erzengel Gabriel an den Propheten Mohammed. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird auf Nahrung und Flüssigkeiten verzichtet. Auch auf Rauchen und Sex soll in dieser Zeit verzichtet werden. Das soll dazu dienen, sich dem Leben bewusster zu werden. Muslime bemühen sich durch Verzicht, sich vorbildlich zu verhalten, ihren Charakter zu verbessern und ihren Glauben zu stärken. Der Ramadan endet mit dem großen Fastenbrechenfest, auch Zuckerfest genannt.

Vom Fasten ausgenommen sind alle, die körperlich dazu nicht in der Lage sind. Dazu gehören Schwangere, Stillende und Kranke, alte Menschen sowie Kinder (= Menschen vor der Pubertät).

Fasten ist gesund

Generell sei Fasten etwas Gutes für den Körper, so die Medizinerin. "Das belegen auch Studien. Der Körper wird entlastet und hat mehr Kraft für Stoffwechsel- und Regenerierungsprozesse, weil er nicht mit Verdauung beschäftigt ist." Sie empfiehlt sogar ein- bis zweimal wöchentlich Dinner Cancelling für ältere Kinder – also ab 18 Uhr nicht mehr zu essen.

Immer mehr übergewichtige Kinder

Gelegentliches Dinner Cancelling wirkt zudem gewichtsregulierend. Immerhin haben sich die Fettleibigkeitsraten bei Erwachsenen (ab 25 Jahren) sowie bei Kindern und Jugendlichen in den letzten drei Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Und die Prognose sieht düster aus. Laut einer neuen Studie werden im Jahr 2050 wahrscheinlich rund 60 Prozent der Erwachsenen und etwa ein Drittel der jungen Menschen Übergewicht oder krankhafte Fettsucht (Adipositas) aufweisen. Damit einher geht eine Reihe an Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Bluthochdruck und mehr.

Eine Entwicklung, die Yildirim auch in ihrer Praxis beobachtet. "Bis zum 2. Lebensjahr entwickeln sich die Kinder gewichtsmäßig normal, weil sie da noch nicht alles essen, wählerisch sind und die Vielfalt des Essens erst kennenlernen. Ab dem 2. Lebensjahr wollen die Kinder eher kohlenhydratreiche Kost, weil es besser schmeckt und ab dem Schulalter bewegen sie sich weniger."

Gesunde Ernährung ist teuer

Auch der Kostenfaktor spiele eine Rolle bei der Ernährung, so die Expertin. "Gesunde Ernährung ist teuer. Semmeln sind billiger als Vollkornbrot, Reis und Nudeln sind günstiger als Gemüse. Als Großfamilie mit eingeschränktem Budget steht man vor einem Dilemma." All das trage dazu bei, dass 70 % der behandelten Kinder bei CAPE10 übergewichtig seien. "Ist das Gewicht mal drauf, ist es schwierig, es wieder loszuwerden", warnt die Ärztin. In der Ordination wird auch Diätberatung angeboten. "Das geht allerdings nicht von heute auf morgen. Es braucht eine komplette Änderung des Lebensstils – auch die Familie muss mitmachen."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 14.03.2025, 13:24, 13.03.2025, 18:31
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