Während Weißwein aufgrund seines geringeren Kaloriengehalts traditionell als die diätfreundlichere Variante gilt, wird Rotwein oft als besser für die langfristige Gesundheit angesehen, weil er reich an Resveratrol ist – einem starken Antioxidans, das Entzündungen reduzieren und das Risiko von Herzerkrankungen und Krebs senken kann.
Eine neue Studie stellt diese lang gehegte Annahme jedoch infrage.
Resveratrol kommt in der Schale von Weintrauben vor, weshalb Rotwein (mit Schale vergoren) mehr davon enthält als Weißwein (ohne Schale vergoren). Laborstudien sorgten für große Aufregung, als sie zeigten, dass Resveratrol verschiedene Krebszellen – Brust-, Haut-, Prostatakrebs usw. – verlangsamen oder abtöten kann. Diese Erfolge im Reagenzglas trugen dazu bei, das Image von Rotwein als potenzieller Krebsbekämpfer aufzubauen.
Aber hier ist das Problem: Was in einer Laborschale passiert, lässt sich oft nicht auf das übertragen, was im tatsächlichen menschlichen Körper passiert. Der reale Zusammenhang zwischen Wein und Krebs war unklar – bis diese Studie Klarheit brachte.
Der Ruf des Rotweins als "gesunder" Alkohol geht auf das zurück, was Wissenschaftler als "Französisches Paradox" bezeichneten – die verwirrende Tatsache, dass die Franzosen sich butterreich ernährten, aber überraschend selten an Herzkrankheiten litten. Forscher wiesen auf die Liebe der Franzosen zu Rotwein als mögliche Erklärung hin und nannten dabei eine Verbindung namens Resveratrol.
Die Forscher analysierten 42 Beobachtungsstudien, in der insbesondere die Beziehung zwischen Rot- und Weißwein zum Krebsrisiko verglichen wurde. Diese umfangreiche Überprüfung umfasste fast 3 Millionen Menschen und über 95.000 Krebsfälle.
Im Gegensatz zu früheren Studien, bei denen alle Weinsorten in einen Topf geworfen wurden, haben diese Wissenschaftler die Daten zu Rotwein und Weißwein getrennt. So konnten sie direkt vergleichen, wie sich jede Weinsorte auf das Krebsrisiko auswirkte. Ihre Analyse umfasste alle wichtigen Krebsarten: Hautkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs, Eierstockkrebs, Lungenkrebs und Dickdarmkrebs.
Fazit: Menschen, die am meisten Rotwein tranken, hatten einen Krebsrisikofaktor von 0,98 im Vergleich zu denen, die am wenigsten tranken. Weißweintrinker erreichten einen Wert von 1,00. Der Unterschied zwischen diesen Zahlen ist praktisch gleich null. Das heißt einfach ausgedrückt: Egal ob rot oder weiß – keine von beiden Weinsorten schützt mehr vor Krebs. "Wir fanden keine Unterschiede im Zusammenhang zwischen dem Konsum von Rot- oder Weißwein und dem allgemeinen Krebsrisiko, was die weit verbreitete Annahme widerlegt, dass Rotwein gesünder ist als Weißwein", schreiben die Forscher und räumten damit effektiv mit dem Mythos auf, dass Rotwein Krebs besser bekämpft als Weißwein.
Während die Ergebnisse insgesamt keinen Unterschied zwischen Rot- und Weißwein zeigten, zeigten sich bei genauerer Betrachtung interessante Muster. Bei Frauen war Weißweinkonsum mit einem statistisch signifikanten, um 26 % höheren Krebsrisiko verbunden, während Rotwein einen Trend zu einem 9 % niedrigeren Risiko aufwies, der für sich genommen nicht statistisch signifikant war. Der Unterschied zwischen Rot- und Weißwein im Zusammenhang mit dem Krebsrisiko bei Frauen war jedoch statistisch signifikant