Es war der Tiefpunkt einer Katastrophen-Saison für Lewis Hamilton. War er zu Saisonbeginn zu Ferrari gewechselt, um seinen achten WM-Titel zu holen, so ist er davon inzwischen weit entfernt. Mit Platz sechs in der Fahrerwertung und 42 Punkten Rückstand auf seinen Teamkollegen Charles Leclerc wird die Situation um die Person Lewis Hamilton immer unruhiger.
Sein folgenschwerer Ausfall beim Grand Prix von Zandvoort könnte das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Zahlreiche Experten und Medien schossen sich anschließend auf den 40-Jährigen ein.
Denn nach einem starken Start ins Rennen brach Hamilton in der 23. Runde bei einsetzendem Nieselregen plötzlich das Heck weg. Der Brite versuchte noch, gegenzusteuern, kam aber auf den äußeren Bereich der Fahrbahn und rutschte mit geringem Tempo in die Mauer. Da dabei ein Teil der Radaufhängung brach, musste er seinen Wagen abstellen.
Ein folgenschwerer Fehler, den Sky-Experte Ralf Schuhmacher aufgrund der Erfahrung des Briten nur schwer nachvollziehen kann: "Erste Klasse Volksschule! So etwas darf nicht passieren. Ich bin langsam etwas ratlos, denn er kann es auf der einen Seite, steht aber scheinbar unter immensem Druck."
Hamilton muss früher oder später liefern, denn finanziell ist er ganz vorne mit dabei. Mit einem geschätzten Jahresgehalt von 60 Millionen US-Dollar liegt er hinter Max Verstappen (65 Millionen) auf Platz zwei der Gehaltstabelle. Erstaunlich: Teamkollege Charles Leclerc ist mit einem Jahressalär von 34 Millionen US-Dollar deutlich hinter Hamilton.
Die italienische Presse schießt sich vielleicht auch deshalb so massiv auf den Briten ein. So schrieb die größte italienische Tageszeitung "Corriere della Sera": "Hamilton wird bestraft, seine Fehler sind eines siebenmaligen Weltmeisters unwürdig. Hamilton, die größte Investition in Ferraris jüngster Geschichte, ist vielleicht rentabel, um die Sponsoren zu steigern. Auf sportlichem Niveau hat sie sich bisher jedoch als Desaster erwiesen."
Der Druck auf Hamilton wird also immer größer. Unterstützung erhält er von Jacques Villeneuve. Der Weltmeister von 1997 nahm den Briten in Schutz und erklärte den Fehler: "Du fährst auf trockener Strecke, fährst ganz normal, wie du es gewohnt bist – und plötzlich rutscht du weg. An der Art, wie er weggerutscht ist, konnte man sehen, dass es ein plötzlicher Gripverlust war." Zeigen, dass er es besser kann, kann Hamilton schon kommendes Wochenende. Dann geht es zum Heim-Grand-Prix auf die Highspeed-Strecke nach Monza.