Schlimmer Alltag im Geschäft

"Bist du aus China importiert?" – Rassismus im Handel

Ein Verkäufer mit asiatischem Hintergrund erzählt, wie er im Handel immer wieder rassistisch beleidigt wurde – oft ganz beiläufig.
Christoph Weichsler
08.08.2025, 14:30
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Es waren oft nur Sätze, Bemerkungen, "Witze" – aber sie trafen tief. Markus P. arbeitete mehrere Jahre im Wiener Einzelhandel. Weil er asiatische Wurzeln hat, wurde er immer wieder zur Zielscheibe für Alltagsrassismus. Nicht offen, nicht laut – sondern beiläufig, versteckt hinter angeblichem Humor.

"Kunden haben mich gefragt, ob ich überhaupt Deutsch kann, ob ich 'neu' bin – obwohl ich klar und verständlich gesprochen habe. Oder sie haben mich ignoriert, obwohl ich sie begrüßt habe, und sind zu Kollegen gegangen mit Sätzen wie: 'Bei dem versteh ich eh nix.' Das tut weh – weil du genau weißt, warum sie das sagen."

Rassismus verpackt als Scherz

Eines der schlimmsten Erlebnisse war für Markus ein Spruch, der angeblich ein "Scherz" sein sollte: "Ein Kunde fragte mich: 'Bist du aus China oder Japan importiert?' – und hat dabei gelacht. Ich war überrumpelt, konnte erst gar nichts sagen. Dann meinte ich: 'Ich bin in Österreich aufgewachsen.' Und er sagte nur: 'Na, sieht man nicht.'"

Es sind genau solche Sätze, die hängen bleiben. Nicht weil sie laut gebrüllt werden – sondern weil sie still akzeptiert werden. "Das Schlimmste war: Niemand hat etwas gesagt. Nicht die Kollegin neben mir, nicht der Vorgesetzte. Es wurde einfach ignoriert – so, als wäre es nichts."

Gefühlt nie wirklich dazugehörig

Was Markus besonders belastet: Diese Art von Ausgrenzung passiert nicht einmal – sondern immer wieder. Und sie ist nie offen genug, dass man sich klar wehren kann. "Manche meinen es vielleicht nicht mal böse – aber du spürst: Du wirst nicht als gleichwertig gesehen."

Das hinterlässt Spuren. "Du gibst alles im Job, willst professionell und hilfsbereit sein – und bekommst stattdessen das Gefühl: Du gehörst eh nicht richtig dazu. Egal, wie gut du bist, wie lange du hier lebst oder wie sehr du dich bemühst."

Eine Stimme für alle, die es schlucken mussten

Markus will seine Geschichte nicht erzählen, um Aufmerksamkeit zu bekommen – sondern weil es Zeit ist, dass solche Erfahrungen nicht länger verschwiegen werden. "Viele erleben sowas. Aber sie sagen nichts. Weil sie Angst haben, weil es niemand hören will – oder weil sie es einfach gelernt haben zu schlucken."

Er sagt: "Ich hoffe, dass sich was ändert. Nicht mit einem Riesenknall – sondern Schritt für Schritt. Aber dafür muss man anfangen, offen darüber zu reden."

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 08.08.2025, 14:50, 08.08.2025, 14:30
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