Die Zahlen sind erschreckend: Rund 1,6 Millionen Tonnen herkömmliche Munition und über 5.000 Tonnen chemische Kampfstoffe liegen allein auf dem Grund von Nord- und Ostsee. Jahrzehntelang hat sich kaum jemand darum gekümmert – jetzt schlagen Fachleute Alarm. Denn von den Kriegsrelikten gehe mit jedem Jahr eine größere Gefahr aus, heißt es.
Am 18. Juni beginnt in Kiel (Deutschland) die zweite "Munition Clearance Week". Vier Jahre nach der ersten internationalen Konferenz zu diesem Thema treffen sich erneut Experten aus aller Welt. Im Fokus: Wie lassen sich die gefährlichen Altlasten aus den Weltkriegen endlich beseitigen?
Ein Großteil der explosiven Fracht stammt aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Granaten, Bomben, Minen, Torpedos – vieles davon wurde absichtlich im Meer versenkt, anderes ging im Kampf unter. Heute rosten die Metallhülsen vor sich hin – und setzen dabei giftige Stoffe frei.
TNT etwa gilt als hochgiftig und krebserregend. Gelangt es ins Wasser, kann es über Fische in die Nahrungskette wandern. Auch Schwermetalle wie Quecksilber, Blei und Arsen werden freigesetzt – und stellen eine massive Gefahr für Umwelt und Gesundheit dar.
Weitere Gefahr: Viele dieser Sprengkörper sind nach wie vor explosionsfähig. Der Bau von Pipelines, Offshore-Windparks oder selbst der Fang mit Fischernetzen kann jederzeit zur tödlichen Detonation führen.
Lange wurde das Thema Munition am Meeresgrund von Politik und Öffentlichkeit ignoriert. Doch mittlerweile fordern Fachleute entschlossenes Handeln: Eine vollständige Ortung und Kartierung, sichere Bergung und Entsorgung sowie eine langfristige Finanzierung durch Bund und Länder.