Streit um Drogen-Hotspot

Brennpunkt U6! Bezirk fordert Ludwig zum Handeln

Die Gumpendorfer Straße gilt als Drogen-Hotspot - nun fordert eine breite Bezirksmehrheit (außer KPÖ) konkrete Maßnahmen von der Stadt.
Christoph Weichsler
27.06.2025, 14:01
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Die U6-Station Gumpendorfer Straße hat sich nicht erst in den letzten Jahren zu einem der heikelsten sozialen Brennpunkte in Wien entwickelt. Drogensüchtige und Dealer bestimmen das Bild, die Belastung für Anrainer und Geschäftsleute ist enorm. Hilferufe häufen sich, die Situation ist angespannt. Besonders brisant: Die Drogenberatungsstelle "Jedmayer" befindet sich nur wenige Meter entfernt - ausgerechnet jener Ort, der eigentlich helfen soll, wird immer mehr zum Zentrum eines Problems, das längst eskaliert ist.

Auch die Kriminalstatistik spricht eine deutliche Sprache: In Wien-Mariahilf sind die Suchtgiftdelikte von 2022 auf 2023 um satte 72,8 Prozent gestiegen. Die Zahl der Straftaten stiegen von 276 auf 477. Experten schlagen Alarm, der Bereich rund um die Gumpendorfer Straße sei ein "Hotspot wachsender Suchtgiftkriminalität". Trotzdem passiert aus Sicht vieler vor Ort zu wenig.

Bezirk schlägt Alarm - Parteien fordern Ludwig zum Handeln auf

Jetzt ist Schluss mit Schweigen: In der Bezirksvertretung Rudolfsheim-Fünfhaus wurde ein überparteilicher Antrag beschlossen, der Bürgermeister Michael Ludwig direkt zum Handeln auffordert. Eingebracht von der SPÖ - unterstützt von ÖVP, Grünen, NEOS und FPÖ. Nur die KPÖ stimmte dagegen.

Der Antrag fordert ein Maßnahmenpaket zur Beruhigung der Situation. Es soll ein langfristiger Prozess mit Polizei, Stadt, Sozialarbeit, Bezirk und auch der Bevölkerung gestartet werden. Der Ort soll zurückgewonnen, das Sicherheitsgefühl der Bewohner wiederhergestellt werden - so der politische Tenor.

Ofner: "Die Menschen wollen Rudolfsheim, nicht RudolfsCrime"

Besonders laut wird die Volkspartei. Bezirksparteiobmann Felix Ofner spart nicht mit Kritik: "Die Probleme rund um die U6 Gumpendorfer Straße sind seit Jahren bekannt: Drogen, Gewalt, Vermüllung und Verunsicherung der Anwohner."

Dass selbst die SPÖ nun ihren Bürgermeister zum Einschreiten auffordert, sei ein deutliches Zeichen, wie ernst die Lage mittlerweile ist. "Wir haben dem Antrag zugestimmt - aber es braucht mehr als eine Evaluierung", so Ofner. "Es braucht mehr Sozialarbeiter, eine Alkoholverbotszone und zusätzliche Videoüberwachung rund um die Station. Der Bürgermeister muss endlich handeln. Die Menschen wollen wieder Sicherheit im Grätzl - sie wollen Rudolfsheim statt RudolfsCrime!"

Anrainerin schildert: "Meine Kinder werden angepöbelt"

Wie schlimm es wirklich ist, zeigt der Erfahrungsbericht von Anrainerin und VP-Politikerin Martina Hammerer. Sie erzählte einst gegenüber "Heute": "Meine Kinder müssen tagtäglich mit der U6 in die Schule fahren und kommen an der Gumpendorfer Straße vorbei. Ich habe als Mutter immer ein mulmiges Gefühl."

Hammerer weiter: "Nicht selten wird man dort beim Vorbeigehen angepöbelt, es wird offen sichtbar mit Drogen gedealt - auch neben Kindern." Besonders problematisch sei, dass es in unmittelbarer Nähe Kindergärten und Schulen gebe. Der tägliche Schulweg werde so zur potenziellen Gefahrenzone.

Stadt setzt auf Ausbau und differenzierte Maßnahmen

Seitens der Stadt Wien verweist man auf bestehende und geplante Maßnahmen im Bereich der Suchthilfe. Ewald Lochner, Koordinator für Sucht- und Drogenfragen, betont, dass ein Alkoholverbot rund um die Gumpendorfer Straße aus fachlicher Sicht wenig zielführend sei: "Die Zielgruppe vor Ort besteht vor allem aus Personen mit Abhängigkeit von illegalen Substanzen. Ein Alkoholverbot würde hier ins Leere gehen."

Stattdessen setze die Stadt auf den weiteren Ausbau bewährter Hilfsangebote. "Die Hilfseinrichtungen in Wien sind breit verteilt, und wir arbeiten kontinuierlich daran, weitere Maßnahmen umzusetzen", so Lochner. Ziel sei es, den Betroffenen langfristig und gezielt zu helfen - auch über das Jahr 2025 hinaus.

Rückblick: Die ÖVP forderte schon im Herbst Sofortmaßnahmen

Bereits im Herbst hatte die ÖVP Rudolfsheim-Fünfhaus konkrete Schritte vorgeschlagen: mehr Sozialarbeiter, Videoüberwachung, Alkoholverbotszone. Gemeinsam mit der ÖVP Mariahilf wurde zudem eine Petition für eine "Dezentralisierung der Suchthilfe" gestartet.

"Es kann nicht sein, dass einzelne Grätzel überlastet werden, während andere Bezirke verschont bleiben", hieß es damals. Doch der Aufschrei verhallte - bis jetzt. Mit dem aktuellen, breit getragenen Antrag erhöht der Bezirk den Druck auf die Stadtregierung massiv.

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