Erst fiel das Leiner-Haus, jetzt ist offenbar auch der Nachfolger dran: Der Rohbau des Luxusprojekts Lamarr auf der Mariahilfer Straße soll bis aufs Erdgeschoß zurückgebaut werden – um anschließend erneut aufgebaut zu werden. Für die Wiener Grünen ein Fall von Wahnsinn mit System:
"Die Posse rund um das Kaufhaus Lamarr ist ein Sinnbild verfehlter Baupolitik", sagt Peter Kraus, Parteichef der Grünen Wien. Und weiter: "Nach dem Abriss des Leiner Gebäudes sollte ein Prestigeprojekt entstehen, das nun erneut abgerissen wird – eine absurde Ressourcenverschwendung."
Kraus ortet einen klaren Bruch mit Wiens eigenen Klimazielen: "Die gelebte Abriss-Neubau-Praxis widerspricht sämtlichen Zielen, die sich die rot-pinke Stadtregierung gesetzt hat – sei es in der Smart City Strategie oder im aktuellen 'WienPlan'."
Er fordert: "Wir fordern strengere Regulierungen, damit ein Abriss zur Ausnahme wird." Und warnt: "Abrisse sind ökologisch betrachtet die schlechteste aller Alternativen. Jeder Neubau bindet enorm viel CO2 und ist damit klimaschädlich."
Auch Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter sieht den Rückbau kritisch: "Auch der angekündigte Rückbau entspricht nicht dem, was wir unter einem ökologisch nachhaltigen Vorgehen verstehen."
Zugleich betont er aber auch die Chancen des Projekts: "Die Fertigstellung des öffentlich zugänglichen Dachparks stellt einen bedeutenden Gewinn für Wien dar: Mit einer Fläche vergleichbar dem Siebensternpark entsteht hier ein neuer, öffentlich zugänglicher Grünraum mit Bäumen und einer attraktiven innerstädtischen Ruheoase über den Dächern Wiens."
Für Peter Kraus ist der Fall Lamarr nur ein Symptom für ein viel größeres Problem: "Was wir brauchen, ist ein echter Bestandsschutz und eine Baupolitik im Sinne der Ressourcenschonung."
Er pocht auf gesetzliche Änderungen und mehr politischen Willen: "Abrisse zu vermeiden bedeutet Umweltschutz." Der Gebäudesektor sei laut Grünen für rund 40 Prozent der CO₂-Emissionen Wiens verantwortlich – es brauche daher endlich "eine nachhaltige Umbaukultur".
