Der erste Impuls aller Tierfreunde wird vermutlich bei dem neuen Trend der thailändischen Capybara-Cafés, ein "WTF?" sein. Nachdem man bereits am ganzen Globus nur aus einem Grund die Katzen-Cafés gefeiert hatte (da es sich hier meist um Vermittlungsprogramme des örtlichen Tierheims handelte) wucherten auch andere "Kuschel-Stätten" wie die Schwammerl aus dem Boden.
In Fernost werden allerdings nicht "nur" Haustiere, sondern auch Wildtiere wie Igel, Eulen und zuletzt Wasserschweine dazu genötigt, mit dem Gast zu interagieren.
Man muss von Tieren wirklich nicht besonders viel Ahnung haben, um ganz klar zu erkennen, dass hier Grenzen des Tierschutzes übertreten werden. Wildtiere haben innerhalb von vier Wänden, trotz niedlichem Indoor-Pool und Heuballen-Labyrinth mit Blümchen einfach nichts verloren, sondern sind schon in einem artgerecht gestalteten Zoo sehr fragwürdig.
Während man also in Thailand, Japan oder auch Südkorea mit den Capybaras Selfies machen kann, während man seinen Milchkaffee schlürft, denkt sich das größte Nagetier der Welt vermutlich nur "Hilfe", wenn sich das nächste pummelige Kinderärmchen an den spärlichen Borsten hochzieht, um ihm ein Bussi zu geben.
Wie schon bei den Eulen und Igeln ist natürlich auch für die Wasserschweine die Haltung im öffentlichen Bistro und Café alles andere als artgerecht. Capybaras brauchen große Wasserflächen, um ihr semiaquatisches Leben führen zu können. Sie schwimmen also nicht nur gerne, sondern brauchen das Wasser auch zum Stressabbau und zur Regelung ihrer Körpertemperatur. Die meist recht kleinen, blitzblauen Pools erfüllen also nicht annähernd die Bedürfnisse dieser komplexen Nagetiere.
Auch können sie keinem festen Schlaf-Wach-Rhythmus, wie in freier Wildbahn, folgen, da natürlich die Gäste und die Öffnungszeiten bestimmten, wann gestreichelt werden darf. Alles in allem bleibt hier der Artenschutz zugunsten der Unterhaltung wieder einmal völlig auf der Strecke und Tierschützer haben eine neue Baustelle, gegen die es vorzugehen gilt. Toll.