In der chinesischen Provinz Xinjiang herrscht mit den Wüsten Gobi und Taklamakan ein trockenes Klima vor. Doch in 2023 regnete es im Juli plötzlich 78.200 Kubikmeter mehr Wasser (über 700 Millionen Liter). Ein Zufall? Ein seltenes Wetter-Phänomen? Nein, der zusätzliche Niederschlag war menschengemacht und Teil eines Experiments.
Die wissenschaftliche Studie zum Experiment wurde im April dieses Jahres im Fachjournal "Desert and Oasis Meteorolgy" veröffentlicht. Die Studie zeigt auf, wie es den Forschenden gelungen ist, das Wetter zu manipulieren, wie die "South China Morning Post" schreibt.
Treiber der Wetterveränderung war ein gelbes Pulver, Silberiodid genannt. Ein Kilo davon wurde bei dem Experiment in Fackeln auf Drohnen montiert. Auf 5.500 Metern Höhe wurden die Fackeln angezündet und das Silberiodid als Rauch verbreitet. Der Vorgang nennt sich "Cloud Seeding".
Wird das Pulver unter bereits bestehenden Wolken ausgebracht, bläst ein Aufwind die Chemikalie nach oben. In den Wolken ziehen die Silberiodidpartikel Wassertröpfchen an. Somit werden größere und schwerere Wassertropfen gebildet, die dann zu Boden fallen.
Umweltschädliches Silberiodid
Iodid wird als umweltgefährlicher Stoff gekennzeichnet.
Im europäischen Chemikalien- und Verkehrsrecht werden Stoffe als umweltgefährlich definiert, die die Beschaffenheit des Naturhaushaltes, von Wasser, Boden oder Luft, Klima, Tieren, Pflanzen oder Mikroorganismen derart zu verändern, dass dadurch sofort oder später Gefahren für die Umwelt herbeigeführt werden können.
Es ist nicht das erste derartige Experiment und China ist auch nicht der einzige Staat, der mit der Idee der Wettermanipulation spielt. In Russland wird ein ähnliches Vorgehen angewendet, um Paraden trocken zu halten.
Dafür lässt man ein paar Tage vor den Paraden die Wolken ausregnen, damit später zu wenig Wassertröpfchen vorhanden ist, um im Regen zu resultieren. In den USA gab es auch schon Studien dazu. Dabei wurde ein Niederschlagsplus zwischen einem und fünf Prozent nach dem "Cloud Seeding" nachgewiesen.
Die Studie in China prüfte das Resultat der Injektion auf drei verschiedene Arten. Regentropfenspektrometer zeigten, dass sich die Tröpfchendurchmesser in den Wolken von 0,46 Millimeter auf 3,22 Millimeter vergrößerten. Satellitenbilder verzeichneten eine Abkühlung der Wolkendecke um bis zu zehn Grad und ein vertikales Wachstum der Wolken von ungefähr drei Kilometer.
Zuletzt wurde die Niederschlagsmenge mit dem Durchschnitt desselben Zeitraums in den letzten 50 Jahren verglichen. Dabei zeigte sich, dass 78.200 Kubikmeter mehr Regen gefallen ist. Dies entspricht demnach einer Zunahme von knapp vier Prozent, was die Resultate aus den US-Studien widerspiegelt.
Wenn es nach den chinesischen Forschenden geht, scheint es nicht mehr lange zu gehen, bis die Kenntnisse im Alltag eingesetzt werden können. Sie schreiben abschließend in ihrer Studie: "Drohnensysteme ermöglichen ganzjährige, dreidimensionale und großflächige Regen- und Schneeverbesserungseinsätze."