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So steht Österreich bei Corona jetzt wirklich da

Heute Redaktion
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Der internationale Covid-Vergleich - die bestätigten Fälle.
Der internationale Covid-Vergleich - die bestätigten Fälle.
Bild: zVg

Ein neues Virus, große und vor allem viele Herausforderungen: Österreich hat in der Bekämpfung der Corona-Pandemie in Europa eine Vorreiterrolle übernommen. Der Überblick im Detail.

Im Dezember 2019 ist das bis dahin unbekannte Coronavirus SARS-CoV-2 erstmals in der chinesischen Millionenstadt Wuhan auffällig geworden. Seitdem hat es sich zu einer weltweiten Pandemie ausgebreitet und stellt Experten und Virologen auf der ganzen Welt vor täglich neue Fragen. Und immer öfter führt die Suche nach Antworten nach Österreich.

Diszipliniert und rasch reagiert

"Österreich ist bisher besser durch diese Krise gekommen als viele andere Länder und der Grund dafür sind Sie alle", betont Bundeskanzler Sebastian Kurz immer wieder.

Schon am 16. März hat man den "Lockdown" umgesetzt, am 20. März die Grenzen geschlossen - nicht zuletzt aufgrund der schrecklichen Bilder aus Italien, die überforderte Krankenhäuser und überfüllte Krematorien zeigten.

Dazu kommt, dass die österreichische Bevölkerung, wie von Kurz angesprochen, die verordneten Beschränkungen als notwendiges Übel im Allgemeinen auch sehr strikt befolgte ("Heute" hat berichtet).

Lockerungen beginnen, Schulen öffnen

Mit dem deutlichen Rückgang der Neuinfektionen und den noch hohen freien Kapazitäten in der intensivmedizinischen Versorgung haben Kurz und sein Krisenstab früher als allgemein erwartet erste Lockerungen beschlossen. Schrittweise sollen bis Juni – im Einklang mit den epidemiologischen Parametern – die Beschränkung für den Handel, die Gastronomie sowie für die Hotellerie gelockert werden.

Stufenweise öffnen im kommenden Monat auch wieder die Schulen. Nachdem am 4. Mai die rund 100.000 Maturanten starten, soll es Mitte Mai auch für die Schüler der 3. und 4. Klassen – sowohl der Volksschule als auch der Oberstufe – wieder losgehen ("Heute" hat berichtet). Auch die Kirchen öffnen am 15. Mai unter strengen Auflagen ihre Pforten.

HIER >> So sehen die Schulpläne in anderen Ländern aus

Deutschland schaut von Österreich ab

In Deutschland hat man zuerst einmal beobachtet und abgewartet, was der "kleine Nachbar" macht und - vor allem - was es bringt. Erst nach und nach wurden Produktionsstätten, Geschäfte, Hotels und Lokale geschlossen sowie die Ausübung fast aller persönlichen Dienstleistungen verboten. Je höher die Zahl der Infizierten stieg, desto höher wurde auch der Druck auf die Politik. Hardliner, wie Bayerns Ministerpräsident Söder, nahmen das Ruder inmitten der ersten Corona-Welle in die Hand und lenkten das Land in einen "Lockdown".

Ausgangsverbot, Maskenpflicht, Milliarden-Wirtschaftspaket - die Regierung Merkel tanzt derzeit fast im Gleichschritt mit Österreichs Führung. Der tendenzielle Rückgang an Neuinfektionen belegt: Der Kurs stimmt. Dennoch steigt auch die deutsche Bundeskanzlerin auf die Euphoriebremse, wenn sie sagt: "Wir leben nicht in der Endphase der Pandemie."

Schweden: Gefährliches Experiment

Einen komplett konträren Kurs fährt Schweden: Die rotgrüne Regierung unter Stefan Löfven setzte mit ihrem Chefvirologen auf die kontrollierte Erzielung der Herdenimmunität durch möglichst wenige Verbote. Ein gefährliches Experiment: Die Alten und Menschen mit gewissen Erkrankungen sollen geschützt werden, das restliche Leben soll jedoch normal weiter gehen, Mitte Juni soll sogar die Fußball-Saison wieder starten. Dies führt dazu, dass sich die normale Bevölkerung langsam infiziert.

Experten sagen Schweden mit seiner Krisenpolitik italienische Verhältnisse voraus:

Großbritannien ist von diesem Weg bereits abgerückt - nicht allein aufgrund der Tatsache, dass sich der britische Premier Boris Johnson selbst mit dem Covid-19-Erreger infizierte und tagelang auf der Intensivstation behandelt werden musste ("Heute" hat berichtet). Ob diese Vollbremsung samt 180-Grad-Kehrtwendung noch funktionieren kann, ist freilich äußerst fraglich: Bislang sind auf der Insel 18.151 Todesfälle registriert (Stand: 22. April). Die Dunkelziffer liegt nach Ansicht von Experten jedoch viel höher, auch, weil Großbritannien neben den USA das Land ist, das bislang am wenigsten Menschen getestet hat.