Am Mittwoch wurde bekannt, dass der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) es für wahrscheinlich hält, dass ein Laborunfall im chinesischen Wuhan die Ursache der weltweiten Corona-Pandemie gewesen ist. Laut Informationen "Süddeutscher Zeitung" und "Zeit" sei der Auslandsgeheimdienst bereits im Jahr 2020 zu diesem Schluss gekommen – auch "Heute" berichtete.
Der BND habe die Hinweise auf riskante Experimente mit Viren, die im "Wuhan Institut für Virologie" durchgeführt wurden, auch an das Kanzleramt unter der damaligen Führung von Angela Merkel weitergegeben. Damals sei entschieden worden, diese Akten unter Verschluss zu halten. Nun meldete sich die Altkanzlerin über einen Sprecher zu Wort.
Auf Nachfrage des "Tagesspiegel" teilte ein Sprecher Merkels mit, dass die Altkanzlerin die Vorwürfe "ganz grundsätzlich" zurückweise. Zudem sehe sich Merkel außerstande, sich zu der Causa selbst zu äußern.
Merkels Büro verwies bei "Sachfragen an das Bundeskanzleramt", weil dort die amtlichen Unterlagen aus der Regierungszeit Merkels lägen und nicht in ihrem heutigen Büro.
Der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wusste nach eigener Aussage nichts von dem Geheimdienstbericht. "Den kenne ich nur aus der Berichterstattung, und deswegen kann ich den an dieser Stelle auch ohne weitere Kenntnis nicht kommentieren", sagte Spahn am Donnerstag den Sendern RTL und ntv.
Er könne nur sagen, dass es die Debatte um die sogenannte Laborthese bereits vor fünf Jahren gegeben habe. Spahn wies darauf hin, dass auch ein früherer Befund über den Virusursprung keinen Einfluss auf die Corona-Maßnahmen in Deutschland gehabt hätte. "Das Virus war, wie es war und hatte die gesundheitlichen Schäden verursacht, die es verursacht hat."
Sollten sich die Berichte bewahrheiten, hätte das Folgen für die Außenpolitik und Schutzmaßnahmen in der Forschung, sagte Spahn. "Für die Maßnahmen im Land hätte es aber natürlich keinen Unterschied gemacht."
"In der Frage des Coronavirus lehnt China jegliche Form politischer Manöver entschieden ab", sagte Außenamtssprecherin Mao Ning in Peking. Die Volksrepublik vertrete die Ansicht, dass wissenschaftliche Fragen von Wissenschaftlern beurteilt werden sollten.
Mao verwies auf eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die in Wuhan mit Forschern relevanter Laboratorien gesprochen habe. Diese sei zu dem Schluss gelangt, dass ein Durchsickern des Virus von dort "höchst unwahrscheinlich" gewesen sei, erklärte Mao.
Allerdings betont die WHO seit vier Jahren, dass alle Hypothesen zum Ursprung des Virus Sars-CoV-2 weiter auf dem Tisch liegen. Die Untersuchung 2021 sei nur der Anfang, nicht das Ende gewesen. Die WHO hat China erst Ende Dezember 2024 wieder aufgerufen, "Daten und Zugang zur Verfügung zu stellen, damit wir die Ursprünge von Covid-19 verstehen können. Dies ist ein moralisches und wissenschaftliches Gebot".