Giftstoffe in Schrott-Kapsel

Countdown! Russen-Sonde "Kosmos 482" kurz vor Einschlag

Das Zeitfenster wird kleiner: Die sowjetische Schrott-Sonde "Kosmos 482" soll laut ESA Samstagvormittag "unkontrolliert" auf der Erde einschlagen.
Bernd Watzka
09.05.2025, 20:21

Die Spannung steigt stündlich: Das "Space Debris Office" der europäischen Weltraumbehörde ESA geht auf "Heute"-Anfrage derzeit davon aus, dass der unkontrollierte Wiedereintritt der abgestürzten Sowjet-Kapsel am 10. Mai um 08:26 (MESZ) erfolgen wird (Stand 9. Mai 12:12 Uhr MESZ). Die Unsicherheit dieser Vorhersage beträgt nur noch plus/minus 4,35 Stunden – das heißt: Die 500-Kilo-Sonde wird wohl am Samstag zwischen 4 Uhr früh und 13 Uhr einschlagen.

TU Braunschweig mit Einschätzung für "Heute"

Ganz ähnliche Daten liefert die TU Braunschweig: "Unsere Simulation sagt den Wiedereintritt am Samstagmorgen voraussichtlich gegen 8 Uhr MESZ voraus. Dabei beträgt das Zeitintervall des Wiedereintritts noch +/-7 Stunden", erklärt Antonio Depadon Institut für Raumfahrtsysteme gegenüber "Heute".

Sonde aus hochgiftigen Materialien

Die abstürzende Sonde ist eine "Umweltbombe". Sowjetische Sonden der Venera-Klasse wie "Kosmos 482" nutzten Hydrazin-basierte Treibstoffe, die hochgiftig sind und bei Hautkontakt oder Einatmung gefährlich werden können. Spätere sowjetische Raumsonden verwendeten gar radioaktives Plutonium-238 als Energiequelle.

Gefährliche und giftige Bestandteile: Sowjetische Sonden der Venera-Klasse.
The Space Review / Nasa

Quecksilber, Blei und Asbest an Bord

Elektronische Komponenten der Venera-Sonden enthielten unter anderem Blei, Cadmium und Quecksilber, die hochgiftig sind und Umweltprobleme verursachen können. Da die Venus extreme Temperaturen von über 450 Grad aufweist, waren die Sonden mit speziellen hitzebeständigen Materialien ausgestattet – darunter gesundheitsschädliche Titan-Legierungen und Asbest.

Viele sowjetische Sonden nutzten zudem giftiges Ammoniak oder andere Kühlmittel, um ihre Systeme während des Fluges durchs All zu regulieren.

Hier das LIVE-Tracking von "Kosmos 482"

Ganz Österreich in Gefahrenregion

Die Russen-Sonde werde zwischen dem 52. nördlichen und 52. südlichen Breitengrad auf die Erde stürzen, so Langbroek. Österreich liegt zu 100 Prozent in der Gefahrenzone. Außer Nord- und Nordosteuropa ist zudem unser gesamter Kontinent gefährdet – ebenso wie die USA, Südamerika, der Großteil Afrikas, Süd- und Südostasien sowie Australien (siehe unten). Jüngste Berechnungen deuten darauf hin, dass der Einschlag im Pazifik südlich von Australien erfolgen könnte.

Rote Linien als Gefahrenzone: Eine topaktuelle Grafik zeigt, wo der Wiedereintritt stattfinden könnte.
IRAS/TU Braunschweig

Sonde werde Eintritt in Erdatmosphäre "überleben"

"Dies wird kein gewöhnlicher Absturz von Weltraumschrott sein", hatten Experten kurz vor dem Einschlag der Russen-Sonde gewarnt. Denn: "Kosmos 482" wurde als Landesonde dafür konzipiert, die Venus-Atmosphäre zu "überleben". Daher werde die Kapsel "auch den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre unbeschadet überstehen", sagt der niederländische Satelliten-Beobachter Marco Langbroek.

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