Marko witzelt über McLaren – Stunden später platzt der WM-Knall von Las Vegas
In Las Vegas, der Stadt, die niemals schläft, dürfte ein Gutteil der Formel-1-Protagonisten doch eine kurze Auszeit einlegen oder längst im Flieger Richtung Katar sitzen, als der WM-Knall nach dem Nachtrennen einschlägt.
Die Disqualifikation der beiden McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri wirft das Titelrennen komplett über den Haufen – und lässt eine Interview-Aussage von Helmut Marko im Rückblick plötzlich besonders pikant wirken. Denn als der Red-Bull-Berater vor laufender Sky-Kamera über das Rennen sprach, wusste er noch nichts von der bevorstehenden Entscheidung.
Gleich zu Beginn legte Marko, leicht schmunzelnd, einen kleinen Seitenhieb in Richtung McLaren: "Das Lustigste war ja dann, als diese Meldung von McLaren kam: Greif den Max an, überhole ihn. Und dann hat der Max eine schnellste Runde nach der anderen hingelegt. Er hat das mit so einer Souveränität und Leichtigkeit getan. Wir hatten überhaupt keine Probleme. Er hat die erste Kurve gewonnen und den Norris in den Fehler gezwungen."
Marko analysierte aber nicht nur das Duell an der Spitze, sondern auch die Unsicherheiten, mit denen Red Bull ins Rennen gegangen war: "Wir waren uns überhaupt nicht sicher. Wir hatten keinen Longrun, mit dem vollen Tank und den harten Reifen keine Runde gedreht, das, was unsere Ingenieure da hingezaubert haben, war das schnellste."
Und er erinnerte daran, wie wechselhaft die letzten Wochen für das Team gewesen waren. Angesichts von Norris' zweitem Platz und dem großen Abstand in der WM wirkte der Doktor fast noch resignativ, noch nicht ahnend, dass Norris bald 18 Punkte abgezogen werden würden.: "Wir hatten ein paar schlechte Rennen, vor allem Österreich, als uns der Antonelli abgeschossen hat. Wir sind zu spät aufgewacht. Für uns als Team ist es dennoch wichtig, wie schnell wir da wieder zurückgekommen sind."
Beim internen McLaren-Duell sah Marko leichte Vorteile auf beiden Seiten: "Für mich war der Lando auf eine Runde immer schon der schnellere. Rennpace hatte Piastri am Beginn die schnellere. Da hat sich Lando stabilisiert."
Besonders bemerkenswert wirkt im Nachhinein auch seine Einschätzung über Piastris Formkurve: "Normal ist das etwas, was sich im Kopf abspielt. Rückblickend war das seit diesem Platztausch in Monza. Aber im Endeffekt gehört das auch dazu, dass man abliefert, wenn es schwierig wird."
Während über dem Strip das Feuerwerk bereits verglüht war, detonierte die Nachricht, die die WM dramatisch neu sortiert: Norris und Piastri wurden aus der Wertung genommen, weil ihre Unterböden bei der technischen Kontrolle als zu stark abgenutzt eingestuft wurden.
Norris, ursprünglich Zweiter hinter Sieger Verstappen, und Piastri (4.) verloren damit sämtliche Punkte. Für Verstappen bedeutet das eine massive Verschiebung im Titelkampf: Statt 42 Punkten liegt er nur noch 24 Zähler hinter Norris, auch Piastri hält bei 24 Punkten Rückstand. Zwei Rennen vor Schluss – Katar und Abu Dhabi – ist plötzlich wieder alles möglich.
Der Rennverlauf selbst passte perfekt zu Markos Analyse. Norris patzte am Start, Verstappen nutzte die Gelegenheit, übernahm die Führung und enteilte, sobald McLaren Druck aufbauen wollte. Die Antwort des Weltmeisters: schnellste Runde auf schnellste Runde. Er liefert ab, gerade wenn der Druck am größten wird.