An der S-Bahnstation Rennweg in Wien-Landstraße läuft ein florierendes, extrem gefährliches Geschäft – und zwar mitten im Frühverkehr. Immer wieder beobachtet die Bürokauffrau Alexandra D. (60), wie junge Männer gezielt aus dem Zug steigen, zum Bahnsteig laufen, dort einen Drogendeal durchziehen – und Sekunden später wieder im selben Zug verschwinden.
Der Ablauf ist immer derselbe: Der Dealer steht schon bereit, ein kleines Plastiksäckchen mit illegalen Substanzen wechselt gegen einen Fünfziger die Hand – und niemand greift ein. Aus purer Verzweiflung wandte sich Alexandra D. schließlich an "Heute", um auf die Zustände aufmerksam zu machen.
Alexandra fährt mit Krücken zur Arbeit und fühlt sich in der Station immer unwohler. "Ich habe schon mehrmals die Polizei gerufen – die kamen 20 Minuten später. Da war natürlich keiner mehr da." Die Szene spielt sich immer wieder ab – direkt bei der Rolltreppe, mitten unter Pendlern. Die Käufer schauen nervös um sich, wissen aber offenbar genau: Die Chance, erwischt zu werden, ist verschwindend gering.
"Als ich einen Sicherheitsmann angesprochen habe, hat er mir gesagt: 'Das läuft schon lange so. Wir sehen sie, wir melden es – aber wenn die Polizei kommt, sind die schon weg. Und wir dürfen gar nichts machen'", erzählt Alexandra D.
Die 60-Jährige weiß, dass andere Öffis in Wien noch stärker betroffen sind: "Natürlich ist das hier nicht wie in der Gumpendorfer Straße oder Josefstädter Straße an der U6. Aber das macht es nicht besser. Ich muss da jeden Tag durch – allein."
Die ÖBB erklären auf "Heute"-Anfrage, dass man mit Videoüberwachung, Bodycams, gezielten Schulungen, architektonischen Maßnahmen (z.B. mehr Licht, offene Sichtachsen) und regelmäßigen Schwerpunktaktionen gegensteuere.
Auch am Rennweg habe es zuletzt solche Einsätze gegeben. Der Bahnhof sei kein Einzelfall. Man stehe im laufenden Austausch mit Polizei und Hilfsorganisationen.
Eine Sprecherin der Landespolizeidirektion Wien bestätigt gegenüber "Heute": "Die Station Rennweg ist als Ort punktueller Suchtmittelkriminalität bekannt. Daher erfolgen dort regelmäßige Bestreifungen durch Fußstreifen – mit besonderer Bedachtnahme auf die Szene." Eine permanente Überwachung sei jedoch nicht möglich. Die Polizei steht im ständigen Austausch mit den ÖBB und setzt auf Zusammenarbeit mit NGOs.