Erschreckende Zahlen der MA 70 Wiener Berufsrettung zeigen nun, dass immer mehr Jugendliche aufgrund von Überdosen behandelt werden müssen. Im Vergleich zum Jahr 2023 sei die Zahl der Drogen-Patienten unter 18 Jahren um knapp ein Drittel gestiegen. Auch Medikamentenvergiftungen kommen immer öfter vor, wie die APA berichtet.
Einen drastischen Anstieg bei Patienten, die wegen Drogenkonsums von der Berufsrettung Wien behandelt werden müssen, erkennt man bei unter 18-Jährigen. 2023 lag die Zahl hier bei 231, im Jahr darauf schon bei 297. Das entspricht einem Anstieg von knappen 30 Prozent. Auch bei Erwachsenen und Personen unbekannten Alters schnellten die Zahlen in die Höhe. Besonders besorgniserregend ist laut Mario Krammel, Chefarzt der Berufsrettung, aber die stetige Zunahme bei besonders jungen Patienten.
Besonders beliebt, aber sehr gefährlich sind bei jungen Drogennutzern Opiate und Partydrogen, dazu zählt beispielsweise Liquid Ectasy, wie Mario Krammel gegenüber der APA mitteilte. Es gäbe laut dem Experten jedoch auch reichlich andere Formen von Mischintoxikation, also dem Mischen verschiedener Substanzen, die "zur oft leider traurigen Realität im Rettungsdienst" geworden sind. Gerade bei solchen Suchtmitteln kommt es oft zu Anwendungsfehlern, die verhängnisvolle Folgen haben können. Auch suizidale Motive stecken häufig hinter einer Überdosis.
Sollte man also im eigenen Kreis den Verdacht haben, dass es zur (übermäßigen) Einnahme von Drogen gekommen ist, solle man laut Krammel sofort den Notruf, die 144, anrufen. "Ein Mitarbeiter in der Leitstelle bleibt dann am Telefon und sagt, was man individuell zu tun hat, bis die Kollegen eintreffen", so Krammel. Häufige erste Anzeichen für Notfälle seien Bewusstseinstrübung oder -verlust sowie Atemprobleme.
Der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner, erklärte gegenüber der APA, dass das Rufen der Rettung bei solchen Notfällen "grundsätzlich sehr positiv zu bewerten" sei. Die Daten ließen jedoch keine Rückschlüsse auf die Anzahl der Konsumierenden sowie eine Aussage darüber zu, ob es sich um gemeldete Wienerinnen und Wiener handelt. Oft sei der Wohnsitz nicht bekannt.
Als ein Grund für die steigende Zahl der Überfälle ließe sich das fehlende Risikobewusstsein nennen. Nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen. Auch die psychosozialen Herausforderungen seien insgesamt mehr geworden. "Zudem zeigen Analysen, dass die Substanzen immer potenter werden." In Wien bewege sich der Konsum selbst laut Lochner auf eher stabilem Niveau, ein wachsender Trend seien dagegen riskantere Konsummuster - auch im Bereich rezeptpflichtiger Medikamente - und stärkere Substanzen. Beispielhaft hierfür nennt der Experte Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine. Diese Mittel werden hauptsächlich von Jugendlichen gerne mit anderen Substanzen kombiniert. Die dazu im Frühling 2024 - auch in Folge des Drogentods einer 14-Jährigen in Wien-Simmering - gegründete Arbeitsgruppe Benzodiazepine lasse ihre Ergebnisse bereits in die bestehende Aufklärung und Frühintervention einfließen.