Sie ist Deutschlands große Überfliegerin: Schon in der ersten Klasse Volksschule wurde sie als "hochbegabt" identifiziert, übersprang 2., 3. und 4. Klasse, um gleich ins Gymnasium zu gehen. Nach nur sechs Jahren – statt wie üblich 12 oder 13 Schuljahren – hatte sie bereits die Matura in der Tasche – das war zu Beginn dieses Sommers, als sie elf (!) Jahre alt war.
Nun hat Lina Heider, die mittlerweile ihren 12. Geburtstag gefeiert hat, ein Studium begonnen. Und zwar nicht irgendeines: Seit Semesterbeginn studiert sie Volkswirtschaft (VWL) an der Universität Bonn. Von Überforderung keine Spur. Lina strahlt, wenn sie von der Uni erzählt: "Es macht Spaß und ist besser als Schule!", zitiert sie die deutsche "Bild"-Zeitung.
Die Schule habe sie zuletzt "durchgehend gelangweilt", berichtet der "Spiegel". An der Uni gefalle ihr, dass sie viel mehr selbst organisieren muss und der Inhalt komplexer sei. Zur Vorbereitung absolvierte sie bereits als Schülerin im Rahmen eines Begabten-Sonderprogramms erste Uni-Kurse.
Als "hochbegabt" gilt man gemeinhin ab einem Intelligenzquotienten (IQ) von 130. Nur etwa zwei Prozent der Weltbevölkerung fallen in diese Gruppe.
Dass ihre Kommilitonen vielfach doppelt so alt sind wie sie, irritiert sie nicht. Sie sei es gewohnt, mit Älteren zusammen zu sein. Außerdem studieren zwei Mitschülerinnen aus der Maturaklasse nun ebenfalls in Bonn – diese sind freilich deutlich älter als sie, aber auch schon "alte" Freunde.
Auch neue Leute hat sie schon kennengelernt. Es ist wohl auch schwierig, als 12-jährige auf der Uni nicht aufzufallen. Lina ist jedenfalls glücklich: "Ich hatte noch nie das Gefühl, ausgeschlossen zu werden".
Wie ihre stolze Familie berichtet, wollte Lina schon als Einjährige "Bücher mit viel Text" vorgelesen bekommen. Als sie zwar war, konnte sie schon bis zehn rechnen. Mit elf las sie schließlich Goethes "Faust I" und "Faust II".
Damit ihr nicht fad wird, schmiedet Lina aber schon längst neue Pläne. Sobald sie den Bachelor in der Tasche hat, will sie mal etwas Zeit im Ausland verbringen. Und ganz nebenbei überlegt sie auch, Kurse in Biologie, Germanistik, Politik und Sozialwissenschaften zu belegen.
Die Aufmerksamkeit, die die elfjährige seit ihrer Matura im Sommer erhält, hat allerdings auch ihre Schattenseiten. Aufgrund ihres Aussehens dichteten ihr manche Beobachter eine "asiatische Herkunft" an. Mutmaßlich aus Kreisen von Flüchtlingsaktivisten wurde dann die Behauptung gestreut, Lina Heider sei afghanischer Abstammung und ihr Familienname wäre eigentlich "Haidar".
Daraufhin wurde sie zum Objekt einer hässlichen Auseinandersetzung zwischen linken und rechten Aktivisten im Internet, die aus Linas persönlichen Erfolgsgeschichte politisches Kapital schlagen wollten. Die Debatte über ihre angebliche "afghanische Herkunft" zog sogar internationale Kreise.
An den Gerüchten ist freilich nichts dran. "Alle heutigen Europäer haben eine gemischte Herkunft. Das genetische Rezept für einen typischen Europäer würde ungefähr so aussehen: Zu gleichen Teilen Jamnaja-Nomaden und anatolische Bauern, mit einem Schuss afrikanischer Jäger und Sammler", fasst etwa "National Geographic" diverse Studien am Genpool der Europäer zusammen – wobei es natürlich regional große Unterschiede gibt.