Nach der ersten Trendprognose von Foresight für ORF und APA gab es lange Gesichter bei den Wiener Sozialdemokraten. Nur 37 Prozent wies die Prognose für die Ludwig-Partei aus. Das Wahlziel – das gute Wahlergebnis von 2020 – die SPÖ holte damals 41,6 Prozent – zu halten beziehungsweise zumindest knapp heranzukommen, schien klar verfehlt.
Die 1. Hochrechnung, die kurz vor 18.45 Uhr veröffentlicht wurde, lässt die Genossen aber wieder hoffen: Bei einer Schwankungsbreite von 1,6 Prozent kam die SPÖ auf 39,3 Prozent (2,3 Prozent mehr, als noch in der Trendprognose). Damit bleiben die Roten doch klarer bestimmende Kraft im nächsten Gemeinderat, als gedacht.
Die FPÖ liegt laut 1. Hochrechnung schwächer als in der Trendprognose und kommt auf 20,5 Prozent. Die Grünen können gegenüber der Trendprognose deutlich auf 14,7 Prozent zulegen und ihr Ergebnis von 2020 fast halten (- 0,1 Prozent). Auf Platz 4 liegen die NEOS mit 9,8 Prozent – ein hauchdünner Vorsprung gegenüber der ÖVP (9,6 Prozent) auf Platz 5.
KPÖ (4,2 Prozent) und das Team HC Strache (1,1 Prozent) schaffen den Einzug in den Gemeinderat laut der 1. Hochrechnung damit nicht.
Bleibt das Endergebnis ähnlich, wie die 1. Hochrechnung nun zeigt, dann hat Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Ludwig alle Koalitions-Optionen – wobei er eine Zusammenarbeit mit der FPÖ ja kategorisch ausschließt, wie er in einer ersten Reaktion auch nochmals wiederholte.
Die SPÖ käme demnach auf 43 Mandate im Gemeinderat, die Grünen auf 15 und ÖVP und Neos auf jeweils 10 Mandate. Damit könnte Ludwig mit jeder dieser drei Parteien eine Koalition bilden, die auch über eine Mehrheit im Gemeinderat verfügt.
"Morgen werden in den Gremien der SPÖ die nächsten Schritte besprochen. Wir führen derzeit Sondierungsgespräche mit mehreren Parteien, um auszuloten, welche inhaltlichen Kooperationsmöglichkeiten bestehen. Ich warte die Ergebnisse dieser Gespräche ab – danach werden wir vertiefende Verhandlungen mit einer Partei aufnehmen. Klar ist: Wir sind die Wahlgewinner, wir sind die stimmenstärkste Partei! Eine Koalition mit der FPÖ kommt für mich nicht infrage, solange sich in ihren Reihen Personen befinden, die wegen Wiederbetätigung verurteilt wurden."
"Wir sind die Wahlgewinner! Der große Vertrauensvorschuss der Wählerinnen und Wähler zeigt sich klar: Wir haben uns verdreifacht. Das ist ein deutliches Zeichen für den Wunsch nach Veränderung. Eine rot-blaue Regierung wäre aus unserer Sicht der Wunsch vieler Menschen. Bürgermeister Ludwig muss endlich seine Ausgrenzungspolitik beenden. Wir werden in Wien konsequent Kontrolle ausüben – das haben wir bereits beim Aufdecken des Mindestsicherungs-Skandals und der Missstände bei Wien Energie bewiesen. Und das werden wir auch in Zukunft fortsetzen!", so Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp im "ORF".