Die Wien-Wahl 2025 ist geschlagen. Fast zwei Stunden nach dem Schließen der Wahllokale und der Trendprognose gibt es nun die erste Hochrechnung, in die schon die ersten ausgezählten Sprengel eingeflossen sind – und es hat sich einiges geändert. So hat Wien gewählt:
Die SPÖ bleibt klar bestimmende Kraft im nächsten Gemeinderat, muss aber Federn lassen. Die Roten verlieren nur leicht, kommen auf 39,3 Prozent der Stimmen. Nach dem Burgenland siegen die Sozialdemokraten auch bei der zweiten und letzten Landtagswahl im Jahr 2025. Im Unterschied zur Prognose um 17 Uhr scheint auch eine neuerliche Mehrheit mit dem bisherigen Koalitionspartner Neos in Reichweite.
"In aller Demut bin ich mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. Wir haben mehr Zustimmung bekommen als der Zweit- und Drittplatzierte zusammengerechnet. In diesem Sinne sehe ich einen großen Vertrauensbeweis der Wiener Bevölkerung", so Bürgermeister Michael Ludwig in einer ersten Stellungnahme. Er hält an seinem Ziel fest, "noch vor dem Sommer eine stabile Landesregierung zu haben". Koalitionspräferenz ließ er keine durchblitzen, er wolle die Sondierungsgespräche abwarten.
Nach dem Totalabsturz im Jahr 2020 auf nur noch 7,1 Prozent färbt Dominik Nepp die Wiener Polit-Landkarte wieder blauer. Die Freiheitlichen katapultieren sich mit 20,5 Prozent auf Rang zwei. Dagmar Belakowitsch, Vize von Parteichef Herbert Kickl, sieht in dem Ergebnis "einen Hoffnungsschimmer für Wien". Wiens Klubvorsitzender Maximilian Krauss spricht von einem "historischen Ergebnis".
Parteichef Dominik Nepp: "Ich freue mich riesig. Wir sind vom fünften Platz auf Platz zwei zurück. Ich sehe es als einen Wunsch nach mehr Veränderung." Er forderte den Bürgermeister dazu auf, "die Ausgrenzungspolitik zu beenden" und plädiert zu Rot-Blau. In Zukunft werde es "noch stärke Kontrolle geben", versprach er, nachdem Stadtchef Ludwig ihm einen Korb gegeben hat.
Der dritte Stockerlplatz geht an die Grünen, die 14,7 Prozent einfahren und die ÖVP (2020 noch Zweiter) auf den vierten Rang verweisen. "Ich habe eine wirklich, wirklich große Freude", so Spitzenkandidatin Judith Pühringer. Die Öko-Partei hätte "sehr gut mobilisiert", befand sie.
Die Volkspartei muss in der Bundeshauptstadt herbe Verluste hinnehmen, kommt nur noch auf 9,6 Prozent und wurde auf Platz 5 verwiesen. Parteichef Mahrer möchte "das Endergebnis abwarten". "Wir haben massiv verloren, das ist zu respektieren", so der 70-Jährige. "Ich habe einen sehr klaren Plan für die nächsten Tage", ließ er sich nicht entlocken, ob er in den folgenden Gremiensitzungen der ÖVP die Vertrauensfrage stellen wird.
Die Neos, denen wenige Wochen vor der Wahl ihr Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr abhandengekommen war, können sich leicht auf 9,6 Prozent verbessern. Die letzten viereinhalb Jahre waren sie erstmals in ihrer Geschichte in einer Koalition mit der SPÖ, stellten den Bildungsstadtrat und hatten das Vizebürgermeisteramt inne.
Ob es zur Verlängerung kommt, war am Wahlabend vorerst offen. "Dankbar und demütig", zeigte sich Vize-Bürgermeisterin Emmerling. "Das beste liberale Ergebnis, das es in Wien je gegeben hat. Dieses Plus bestärkt uns, dass wir unsere ehrliche Arbeit fortsetzen können und wollen." Die Pinken möchten "weiterarbeiten, für die beste Bildung".
Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache steht endgültig vor den Trümmern seiner Polit-Karriere: Noch deutlicher als im Jahr 2020 (damals erreichte er 3,3 Prozent) verfehlt er dieses Mal den Einzug in den Gemeinderat. Der frühere Chef der Freiheitlichen kommt nur auf 1,1 Prozent.
Auch für die KPÖ sieht es laut erster Hochrechnung (4,2 Prozent) nicht nach einem Einzug ins Rathaus aus.