WM 2022

Doppeladler-Rache? "Nicht sicher, ob Knochen halten"

Sportlich und politisch brisant! Die Schweiz trifft auf Serbien, kämpft ums WM-Achtelfinale. Hebt der "Doppeladler" wieder ab?

Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri machten den "Doppeladler gegen die Serben.
Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri machten den "Doppeladler gegen die Serben.
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Am Freitag kommt es in Katar zum großen Aufstiegs-Schlager. Serbien und die Schweiz kämpfen hinter Brasilien um das zweite Gruppen-Ticket für das Achtelfinale der Weltmeisterschaft in Katar.

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    IMAGO/PA Images

    Das Aufeinandertreffen weckt auch Erinnerungen an eine politisch brisante Geste. Vor vier Jahren erregten die beiden Schweizer Stars Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka mit dem "Doppeladler"-Torjubel die Gemüter. Beide haben kosovarische Wurzeln. Der Kosovo wird von Serbien nicht als eigenständiger Staat anerkannt. Der kosovarische "Doppeladler" wird von Serbien daher als Provokation angesehen. Bei der WM 2018 jubelten Xhaka und Shaqiri gegen die Serben mit den verschränkten Händen.

    Politische Gesten sind von der Fifa ohnehin unerwünscht. Im umstrittenen Austragungsland Katar mehr denn je. Hebt der "Doppeladler" wieder ab? Die Angst vor der politisch geladenen Geste geht um.

    Brisantes WM-Interview

    Unsere Schweizer Kollegen von "20 Minuten" haben mit dem schweizerisch-serbischen Doppelstaatsbürger Zdravko Kuzmanovic gesprochen. Der Ex-Profi warnt die Schweizer Teamkicker im Interview, dass sie gegen Serbien "auf alles gefasst sein müssen".

    Zdravko Kuzmanovic, wie wird das WM-Spiel Serbien – Schweiz in Serbien thematisiert?

    Kuzmanovic: "In Serbien geht man davon aus, dass man in dieser Gruppe weiterkommt. Wir haben schließlich eine gute Mannschaft."

    Sie haben zuletzt Nemanja Matic in Rom besucht. Was war seine Meinung zum brisanten Spiel?

    "Er denkt auch, dass wir eine starke Mannschaft haben mit Spielern, die den Unterschied ausmachen können. Wir haben über die WM geredet und sind uns beide einig, dass wir dieses Mal eine große Chance haben, weiterzukommen."

    Ist das Thema Doppeladler in Serbien noch präsent?

    "Die Doppeladler-Gesten waren eine Schande, einfach himmeltraurig. Sportliches und Politik muss man trennen, das haben die Jungs nicht gemacht. Wäre ich an dieser WM noch Spieler bei Serbien, würde ich Xhaka oder Shaqiri umhauen."

    Was wird uns beim Spiel Schweiz – Serbien erwarten?  

    "Ich sage ihnen ehrlich – die Schweizer müssen auf alles gefasst sein. Wenn Serbien nichts mehr zu verlieren hat, weiß ich nicht, ob die Knochen halten werden. 2018 gingen die Provokationen zu 100 Prozent zuerst von den Schweizern aus. Die Doppeladler-Gesten kamen nicht aus den Emotionen heraus, das war alles genau so geplant. Die Geschehnisse in Russland kann man nicht vergessen. Wenn du provozierst, musst du auch gefasst darauf sein, dass es auf dem Spielfeld mal scheppert. Ein schönes Sprichwort: Man sieht sich immer zweimal im Leben."

    Das heisst, Sie befürchten, dass die Serben überhart zur Sache gehen könnten beim Schweiz-Spiel?  

    "Das würde ich nicht ausschließen. Wenn ich noch Spieler wäre, wäre das sicher so. Ich hoffe, dass es ruhig bleibt, aber bei Serbien werden so oder so alle Spieler richtig geladen sein. Das wird unglaublich emotional und einfach ein geiles Spiel. Ich glaube nicht, dass die Jungs, die 2018 dabei waren, das einfach auf die kalte Schulter nehmen. Da blieb was hängen."

    Wieso wechselten Sie eigentlich als Schweizer U-Nationalspieler zur serbischen Nationalelf? Was gab dafür den Ausschlag?  

    "Ich habe auf mein Herz gehört und wollte für mein Heimatland spielen. Von Serbien habe ich die größere Wertschätzung bekommen. Die wollten mich unbedingt. Am Ende war es der richtige Entscheid. Leider habe ich in meiner Karriere nie gegen die Schweiz gespielt, das wäre sicher emotional gewesen."

    Lernten Sie als serbischer Ex-Nationalspieler Tennis-Star Novak Djokovic mal kennen?  

    "Ja, ich lernte ihn einmal in London kennen. Als wir ein Testspiel gegen Südkorea hatten, kam er zu uns und setzte sich auf die Bank. Er ist einfach ein lässiger Typ. An der WM wird er die Spiele natürlich auch schauen und Serbien anfeuern."

    Wie erklären Sie sich, dass Djokovic vielerorts, auch in der Schweiz, kritisch gesehen wird?

    "Weil er der Beste der Welt ist. Das ist normal. Jeder, der die Nummer eins ist, wird gehasst. Cristiano Ronaldo wollen alle stürzen, bei Lionel Messi ist es das Gleiche. Djokovic spielt noch ein paar Jahre und wird dann wahrscheinlich den Rekord mit den meisten Grand-Slams holen."

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