Showdown im kleinsten Bezirk

Dorfplatz oder Tiefgarage – Duell um die Josefstadt

In Wiens Swing-Bezirk Josefstadt will die ÖVP nach fünf Jahren grüner Führung die Macht zurück – der Wahlkampf ist bereits voll entbrannt.
Christoph Weichsler
18.04.2025, 07:15
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Der kleinste Bezirk Wiens wird zum größten Polit-Schauplatz. Nur 1,1 Quadratkilometer misst die Josefstadt – doch politisch zählt hier jeder Zentimeter. In den vergangenen Jahren wechselte die Macht regelmäßig zwischen Grünen und ÖVP. Jetzt geht der Kampf in die nächste Runde.

Bei der Wahl 2020 schlugen die Grünen überraschend die zuvor führende ÖVP. Martin Fabisch wurde Bezirksvorsteher, ÖVP-Urgestein Veronika Mickel-Göttfert musste den Chefsessel räumen. Jetzt holt die Volkspartei mit der neu formierten "ÖVP8" und Spitzenkandidat Adam Christian zum Gegenschlag aus. Sein Ziel: die Rückeroberung des Bezirks.

Parks gegen Parkplätze

Inhaltlich trennen die Parteien vor allem zwei Dinge: Parks und Parkplätze. Die Grünen setzen auf Verkehrsberuhigung, neue Bäume und ein "Dorfplatz"-Gefühl am stark befahrenen Josef-Matthias-Hauer-Platz. Laut Bezirkschef Fabisch soll dort künftig "ein Ort für alle Generationen" entstehen – mit acht Bäumen, Wasserspielen und Sitzgelegenheiten.

Die ÖVP sieht das kritisch: Durch Bauprojekte seien bereits 170 Parkplätze verschwunden, zusätzlich schloss die Astoria-Garage – 300 Stellplätze weniger. Für Adam Christian ein Unding: Er fordert eine Tiefgarage unter einem neuen Park am Albertplatz, 40Prozent davon für E-Autos.

Fabisch kontert die Parkplatz-Kritik: "Wir sind keine Autohasser, sondern wollen das Beste für die Bevölkerung." Er verweist auf neue Grünflächen, Kulturinitiativen und eine bessere Aufenthaltsqualität im Bezirk.

Die Grünen setzen auf Kinder – die ÖVP auf Familien

Auch in der Bildung gehen die Positionen auseinander. Fabisch und sein Team wollen mehr Kindergartenplätze, sichere Schulwege und Freiräume für Kinder und Jugendliche. Die ÖVP hingegen betont leistbares Wohnen für junge Familien und bessere Öffi-Angebote. "Selbst ein Wartehäuschen bei der Haltestelle Rathaus fehlt", kritisiert Christian.

Der Bezirk als politischer Wackelkandidat

Die Josefstadt ist Wiens politischer Wackelkandidat. In den vergangenen 20 Jahren wechselte der Bezirk mehrmals die Führung – ein klassischer Swing State. 2020 triumphierten die Grünen mit 33,6Prozent, die ÖVP landete knapp dahinter mit 30,6Prozent. Die SPÖ (18,6Prozent) und NEOS (7,3Prozent) blieben abgeschlagen.

2025 wird die Wahl zur Nagelprobe für beide Parteien: Können die Grünen ihre Mehrheit verteidigen? Oder holt sich die "gelbe" ÖVP8 den Bezirk zurück?

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 18.04.2025, 08:47, 18.04.2025, 07:15