Die Josefstadt ist Wiens kleinster Bezirk – doch politisch ist er ein heißes Pflaster. Im Sommer staut sich die Hitze zwischen den engen Gassen, freie Parkplätze sind Mangelware, und neue Bauprojekte polarisieren. Während die einen von mehr Begrünung träumen, fürchten andere das Verkehrschaos. Die Wien-Wahl 2025 wird zur Reifeprüfung für die Bezirksparteien – und zum Machtkampf um jedes Grätzl.
Die SPÖ schickt Eva Krennbauer als Spitzenkandidatin ins Rennen. Unterstützung erhält sie vom grünen Überläufer Bernd Kantoks, der nun auf Listenplatz 8 für die Sozialdemokratie antritt. Die SPÖ will vor allem jene unterstützen, die im Hitzesommer nicht aufs Land fliehen können. 18,6 Prozent erreichte die SPÖ bei der Wahl 2020 – das reichte für Platz drei.
➤ Hitzeinseln bekämpfen: Die Josefstadt sei im Sommer besonders belastet – ältere Menschen, Kinder und Erkrankte leiden besonders. Mit begrünten Gassen wie der Pfeilgasse soll der Bezirk klimaresilienter werden.
➤ Gesundheit im Mittelpunkt: Die SPÖ plant einen eigenen Bezirksgesundheitstag, setzt auf "Gender-Medicine" und fordert mehr Kassenplätze mit guten Öffnungszeiten. Besonders Frauen und ältere Menschen sollen davon profitieren.
➤ Fußgänger- und Radfreundlichkeit: Barrierefreie Wege und Carsharing-Angebote sollen weiter ausgebaut werden.
➤ Digitalmedizin für alle: Eine niederschwellige Anlaufstelle soll helfen, digitale Gesundheitsangebote wie E-Rezepte oder Telemedizin auch älteren Menschen zugänglich zu machen.
Spitzenkandidat der ÖVP ist Adam Christian – Familienvater, Segelfan, derzeit in Väterkarenz. Beruflich leitet er das Post Partner Netz, privat engagiert er sich für nachhaltige Mobilität und familienfreundliche Bezirkspolitik. Die ÖVP kam 2020 auf 30,6 Prozent, verlor aber den Bezirksvorsteher-Posten an die Grünen.
➤ Mobilitätswende mit Maß: Die Parkplatzsituation sei kritisch. Durch Bauprojekte wie die geplante Vollsperre der Albertgasse am Josef-Matthias-Hauer-Platz drohten zusätzliche Staus. Die ÖVP kritisiert die fehlende Bürgerbeteiligung und kolportierte Kosten von bis zu 5 Mio Euro.
➤ Mehr Öffis, weniger Chaos: Der Bezirk brauche bessere Öffi-Angebote in der Rushhour. Selbst ein Wartehäuschen bei der Haltestelle Rathaus fehle – das müsse sich ändern.
➤ Belebung statt Leerstand: Ein neues Bezirksentwicklungsgebiet soll bald präsentiert werden, inklusive nachhaltiger Ideen wie "Ökogaragen" im Albertpark.
➤ Wohnen im Fokus: Wohnraum sei knapp, Mieten steigen. Die ÖVP will leistbare Lösungen präsentieren, auch für junge Familien.
Martin Fabisch, 57, ist seit 2020 Bezirksvorsteher der Josefstadt – und tritt erneut für die Grünen an. Er setzte seit Amtsantritt auf Begrünung, Beteiligung und Verkehrsberuhigung. Aufgewachsen in Fürstenfeld, kam 1986 fürs Studium der Veterinärmedizin in die Josefstadt und verliebte sich auf Anhieb in den Bezirk. Die Grünen holten sich 2020 mit 33,6 Prozent den ersten Platz in der Josefstadt.
➤ Grünflächen schaffen: Die Josefstadt ist Schlusslicht bei der Grünraumquote. In seiner Amtszeit wurden 223 neue Bäume gepflanzt, dazu kamen neue Trinkbrunnen, Bänke und Kulturinitiativen.
➤ Verkehrsberuhigung statt Durchzugsverkehr: Der Josef-Matthias-Hauer-Platz soll in der nächsten Legislatur verkehrsberuhigt und zu einem "urbanen Dorfplatz" für alle Generationen werden.
➤ Mehr Plätze für Kinder: Neue Kindergärten, geschützte Schulwege und sichere Aufenthaltsräume für Kinder und Jugendliche sind zentrale Ziele.
Die FPÖ tritt im 8. Bezirk mit altbekannten Themen auf – FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss (32) wird als Spitzenkandidat fungieren. Die FPÖ lehnt den geplanten Umbau des Josef-Matthias-Hauer-Platzes kategorisch ab. Mit 3,4 Prozent schaffte es die FPÖ 2020 in der Josefstadt nicht in die Bezirksvertretung.
➤ Umbau stoppen: Die FPÖ kritisiert die geplante Verkehrssperre als teuer, chaotisch und unnötig – der Platz liege zudem direkt neben einem bestehenden Park.
➤ Parkplatznot lindern: In den letzten Jahren seien 160 Parkplätze verschwunden – das müsse rückgängig gemacht werden.
➤ Sanierung statt Neubau: Die FPÖ fordert mehr Investitionen in bestehende Gemeindebauten, statt Geld in Prestigeprojekte zu stecken.
Julia Gremsl, Kommunikationsprofi und NEOS-Spitzenkandidatin, will neue Dynamik in die Bezirkspolitik bringen. Ihre Devise: Politik mit Gefühl und Zukunftsgeist. Die NEOS konnten letztes Mal 7,3 Prozent holen und blieben damit unter der Zehn-Prozent-Marke.
➤ Parkplatzquote erhöhen: Der Bezirk leide massiv unter Parkplatzmangel. Die NEOS fordern eine Erhöhung der Anrainer:innenquote von 25 auf 30 Prozent.
➤ Jugend nicht vergessen: Vorplätze von Schulen wie der VS Lange Gasse und BG Feldgasse sollen neu gestaltet, Plätze wie der Albertplatz jugendgerecht umgebaut werden.
➤ Starke Grätzl, starke Wirtschaft: Schanigärten sollen gefördert, Blockadehaltungen beendet werden – sie schaffen Arbeitsplätze und verhindern Leerstand.
➤ Planlosigkeit bei Begegnungszone: Die aufwendig umgebaute Lange Gasse ist heute eine Durchzugsroute – weil nach der U-Bahn kein Abbiegen mehr möglich ist. Für die NEOS ein Paradebeispiel für "Planung ohne Vision".