Wenn Heilung keine Option mehr ist, braucht es Würde und Zuwendung. Genau das bietet Wiens erstes stationäres Hospiz der Caritas in Liesing. Die Einrichtung wurde am 16. April offiziell eröffnet – bereits seit einigen Monaten sind hier Menschen in ihrer letzten Lebensphase untergebracht.
16 Betten stehen zur Verfügung, bisher wurden 25 Personen betreut – im Alter zwischen 42 und 97 Jahren. Im Schnitt bleiben die Patienten fünf Wochen. Caritasdirektor Klaus Schwertner: "Der Bedarf ist enorm. Der stationäre Bereich hinkte bislang hinterher."
Neben Klaus Schwertner waren bei der feierlichen Eröffnung auch Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ), Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, sowie Susanne Winkler, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien, anwesend. Ein Schulterschluss aller Ebenen für ein gemeinsames Ziel: würdiges Sterben.
Ministerin Schumann betonte die Bedeutung der Hospiz- und Palliativversorgung: "Die Bedürfnisse der schwerkranken Menschen und ihrer Angehörigen stehen im Mittelpunkt. Niemand soll in den schwierigsten Stunden seines Lebens allein bleiben." Der heutige Schritt sei ein Meilenstein, weitere müssten folgen.
Schon im Regierungsprogramm sei der Ausbau verankert worden – nun gehe es darum, diesen Weg konsequent weiterzugehen. Schumann: "Als Gesundheitsministerin ist es mir ein großes Anliegen, dass wir die nächsten Schritte rasch setzen können."
Für Caritasdirektor Klaus Schwertner ist die Eröffnung ein Wendepunkt: "Der Bedarf ist riesig. Jahrzehntelang war diese Arbeit auf Spenden angewiesen. Jetzt gibt es endlich eine Regelfinanzierung und Struktur." Möglich gemacht hat das das Hospiz- und Palliativfondsgesetz von 2022.
"Das Gesetz hat einen Turbo gezündet", lobt Schwertner. "Es ermöglicht Tempo beim Ausbau und schafft echte Sicherheit für Einrichtungen wie diese. Was wir heute sehen, ist ein Symbol für eine Kultur der Solidarität mit Sterbenden."
Stadtrat Peter Hacker erklärt stolz: "Mit dieser Einrichtung haben wir die Vorgaben des Bundes erfüllt – stationär, mobil und im Tageshospizbereich." Wien sei damit das erste Bundesland mit vollständigem Ausbau nach Plan – ein Meilenstein für die Versorgung am Lebensende.
Doch Hacker bleibt realistisch: "Das wird nicht für immer reichen. Wien wächst, wir werden älter. Der Bedarf wird steigen – also müssen auch die Pläne für 2030 und 2035 angepasst werden." Dennoch sei die Zufriedenheit bei Betroffenen heute schon hoch, wie Befragungen zeigen.
Wer nicht weiß, wie er Hilfe bekommen soll, kann sich an die städtische Pflege-Hotline "24 5 24" wenden. Die Servicestelle ist rund um die Uhr erreichbar und organisiert Pflege, Betreuung – und bei Bedarf auch Hospizplätze.
Hacker betont: "Dieses System ist für 60.000 Menschen jährlich da – auch für jene ohne Angehörige." Wer Unterstützung braucht, wird von mobilen Teams aufgesucht. Auch Palliativangebote können jederzeit ergänzt werden.
Beim Thema Ausbildung bleibt Hacker pragmatisch: Palliativpflege ist Teil der Basisausbildung – eine verpflichtende Spezialisierung sei nicht nötig. "Wir brauchen Generalisten. Spezialisierungen sollen freiwillig und berufsbegleitend erfolgen."
Parallel werden die Pflegeausbildungsplätze massiv ausgebaut: "Bis 2030 bringen wir 16.000 neue Pflegekräfte in Ausbildung", so Hacker. Diese würden helfen, den Ausbau nicht nur räumlich, sondern auch personell abzusichern.