Karl Mahrer hat keine Jahreskarte für die Wiener Linien: "Ich nutze die Öffis, aber nicht so oft, dass sich das lohnt." Er lebe "wie so viele Wiener auch den Mobilitätsmix", nutze Öffis und Auto, gehe auch viel zu Fuß. Zur Entspannung fahre er auch hin und wieder Rad ("Kein Motor. Selber strampeln – wennschon, dennschon").
Vorm und auch beim Einsteigen in die Linie 31 wird der Wiener ÖVP-Chef von zwei Damen angesprochen: "Ich habe viele positive Begegnungen, das gibt mir Rückhalt. Und viele Menschen geben mir auch recht, dass Wien in manchen Bereichen kippt. Dass Wien wunderschön ist, aber es auch Bereiche gibt, die nicht mehr stimmen. Viele wünschen sich Veränderung – und die gibt es nur mit der ÖVP."
➤Öffi-Ausbau "Wer nicht gerade an der U-Bahn wohnt, hat Pech", so Mahrer. "Von Stammersdorf nach Essling braucht man mit dem Auto 20, 25 Minuten – mit den Öffis eineinhalb Stunden", habe er ausgerechnet. Der ÖVP-Spitzenkandidat fordert daher bessere Tangentialverbindungen sowie mehr Straßenbahnen und Busse. "Da kann ich den grünen Plänen zum Ausbau der Straßenbahnen einiges abgewinnen." Das dürfe aber nicht auf Kosten von Nordost-Umfahrung und Lobautunnel passieren. Diese seien für den Schwerverkehr wichtig, hält er fest.
➤U6 Es gäbe hier viele Bereiche, in denen sich die Menschen nicht mehr sicher fühlen, das wisse er aus vielen Gesprächen, so Mahrer. "Wenn man nicht mehr in eine Station kann, ohne einer Traube von Drogenabhängigen gegenüberzustehen, dann ist das eine traurige Entwicklung."
Es brauche aktivere Sozialarbeit sowie mehr Weitblick beim Bau von Sozial- und Drogenhilfsstellen. Diese direkt bei so stark befahrenen Straßen wie dem Gürtel einzurichten, sei wenig sinnvoll und sogar "lebensgefährlich" – wenn zum Beispiel Drogenkranke bei der U6-Station Gumpendorfer Straße auf die Fahrbahn stolpern. "Wir wollen diese Menschen nicht fallen lassen, sondern ihnen Möglichkeiten geben und Alternativen aufzeigen."
➤Politik der Mitte Er stehe für "eine Politik für ganz normale Menschen, die den ganzen Tag unterwegs sind, arbeiten und alles tun, damit ihre Kinder sich gut entwickeln." Das brauche es wieder mehr in Wien nach 25 Jahren linker Stadtregierung.
„Dieser Kontrollverlust an den europäischen Grenzen – das möchte ich nicht mehr erleben“Karl Mahrerüber die Flüchtlingskrise 2015
➤Weg in die Politik "2015 war ich einer der höchsten Polizisten Wiens und Österreichs und musste trotzdem zuschauen, wie Menschen unkontrolliert nach Österreich kamen. Dieser Kontrollverlust an den europäischen Grenzen – das möchte ich nicht mehr erleben. Das kann man als Polizist nicht lösen, nur politisch."
➤Sicherheit "Wir müssen jetzt in Bildungs- und Integrationsmaßnahmen investieren, wenn wir in 3, 5 oder 10 Jahren ein sicheres Wien wollen." Eine Stadtwache – gespeist aus Parksheriffs, Öffi-Securitys und Co – soll für Sicherheit an öffentlichen Plätzen sorgen.
„Die Blockadewirkung von Gewessler war schon sehr heftig“Karl Mahrerzur verkehrsberuhigten Innenstadt
➤Verkehrsberuhigte City "Die Grünen haben in der Person von Verkehrsministerin Leonore Gewessler fünf Jahre alles dafür getan, das zu verhindern. Die Blockadewirkung von Gewessler war schon sehr heftig." Er ist froh, dass das Projekt nun umgesetzt wird, es brauche aber Alternativen für Autofahrer sowie ein Garagen-Leitsystem. Sein Plan: per Handy zum nächsten freien Parkplatz geleitet werden, der auch online reservierbar ist. "Das ist moderne, innovative Stadtpolitik. Das stelle ich mir vor."
➤Mitbewerb Er habe ein gutes persönliches Verhältnis zu den anderen Parteichefs, sei mit ihnen per Du und würde sie auch ab und zu auf ein Getränk treffen ("Es muss nicht immer Spritzwein sein, ein guter Wiener Kaffee geht auch"). Aber: Die FPÖ sage zu allem "njet", verstehe offenbar nichts von Sicherheit (Mahrer bezieht sich auf die Aussage von FPÖ-Chef Dominik Nepp, wonach er Messenger-Überwachung ablehne) und "lebt vom Problem. Einfach nur vom Spielfeldrand hinein bellen ist zu wenig."
➤Privates Entspannung findet Mahrer beim Lesen ("Bei mir stapeln sich die Bücher") und beim Spazierengehen mit seiner Französischen Bulldogge "Xara". Seine Schwäche sind "Schokolade und gute Kekse". Er koche gerne ("Man sagt ganz gut"), z.B. Bœuf Stroganoff ("Für meine Tochter aber auch vegetarisch"). Dazu trinkt der ÖVP-Chef gerne einen guten Wein ("Rot aus dem Burgenland, Weiß aus der Steiermark und Wien").