Die Grausamkeit des Terrors: Am Wochenende schockte ein Video, das die völlig ausgemergelte Geisel Evyatar David (24) zeigt. "Jeden Tag wird mein Körper schwächer, ich spüre, es ist bald aus mit mir", sagt er mit schwacher, gebrochener Stimme in die Kamera ("Heute" berichtete). Der Israeli wird seit 668 Tagen von Hamas-Terroristen in einem dunklen, engen Tunnel unter Gaza gefangen gehalten. Das Video sorgte weltweit für einen Aufschrei.
Der Gefangene ist völlig ausgehungert, nur mehr ein wandelndes Skelett. Davor war er ein lebenslustiger junger Mann, der Musik über alles liebte, Musikproduzent werden wollte. "Ich habe keine Ahnung, ob ich heute was zu essen bekomme", sagt er. Tagelang, so erzählt Evyatar David im Video, muss er ohne Nahrung auskommen. Er selbst habe jegliche Hoffnung verloren, musste – völlig geschwächt – sogar sein eigenes Grab ausschaufeln.
"Heute" traf in Wien die Israelin Shaked Haran, sie ist die Schwägerin der mittlerweile freigelassenen Geisel Tal Shoham – er hat einen österreichischen Pass. Sie vertritt auch die Familie von Evyatar David: "Dieses Video ist verheerend. Sein Zustand erinnert uns alle, dass für die Geiseln keine Zeit bleibt. Es ist noch schlimmer, als wir uns vorgestellt haben." Es ist ein Wachrütteln: "Es sind jetzt entscheidende Tage", sagt Haran und meint damit: Ein Geisel-Deal muss her, so schnell wie möglich (siehe Video unten).
Haran erlebt diese Situation seit dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel wiederholt. Elf ihrer nahen Verwandten wurden entführt. Drei davon kamen nie wieder zurück: "Sie ermordeten meinen Vater, meine Tante und meinen Onkel." Der Österreicher Tal Shoham, ihr Schwager, war 505 Tage lang Gefangener der Hamas-Terroristen, im Februar kam er frei.
Tal war es auch, der ihr wiederholt beschrieben hat, dass Geiseln verhungern müssen, während ihre Peiniger genug von allem haben: "Die Terroristen haben Essen im Überfluss. Sie sitzen im Nebenzimmer mit Klimaanlage und Fernseher und Lebensmitteln, die sehr lange reichen würden. Sie entscheiden sich bewusst dafür, ihn verhungern zu lassen – für ihre Zwecke, für ihre Propaganda, sie sind grausam."
Die Familie der Geisel im Video durchlebt die Hölle. Evyatar spricht vom Sterben, "meine Zeit läuft ab", sagt er. Die Sprecherin der Familie zu "Heute": "Seine Verwandten beschreiben ihn als sehr, sehr stark. Aber wir wissen von dem, was mein Schwager erzählt hat, nachdem er freikam, selbst wenn man sehr stark ist, ist es fast unmöglich, durchzuhalten. Es ist nicht nur körperliche Folter – sie setzen dich allen möglichen Foltermethoden aus. Ständig sagen sie dir, dass du nie freikommen wirst, dass sich niemand für dich interessiert."
Hoffnung ist dennoch etwas, dass niemand aufgeben darf. Weder die Geisel selbst noch seine Familie: "Wenn deine Familie für dein Leben kämpft, und sie die Hoffnung verliert – wer soll dann noch Hoffnung haben? Wir haben nicht das Privileg, die Hoffnung aufzugeben."