Im Alter wollte sich das Ehepaar Krichbaumer aus Gänserndorf (NÖ) etwas Gutes tun. Die Pensionisten bestellten 2020 gleich drei neue Elektrogeräte von der Firma Bauknecht. Fünf Jahre später, sind alle Geräte kaputt – "Heute" berichtete von den erfolglosen Bemühungen den Schaden ersetzt zu bekommen. Jetzt kam es zu einer Kulanzlösung.
Walter Krichbaumer blickt auf einen regelrechten Haufen an Schriftverkehr. Bereits am Tag nach der Lieferung seines Gefrierschranks durch den Versandländler Quelle sei es zum ersten großen Ärgernis gekommen: "Das Gerät ließ sich plötzlich nicht mehr einschalten. Quelle hat zwar schnell reagiert und das Gerät ersetzt, doch die Lebensmittel konnten wir nicht mehr retten."
Es folgen zwei weitere Technikereinsätze, einmal im Oktober 2021 und ein anderes Mal im September 2022: "Die kaputten Geräte durften wir jedes Mal auf unsere eigenen Kosten entsorgen", sagt Krichbaumer. Im September 2025 ist Krichbaumers Gefrierschrank dann endgültig kaputt.
"Der Kompressor und das eingebaute Gebläse liefen, aber der Gefrierschrank kühlte nicht mehr", erinnert er sich. Von den Technikern des Kundendienstes erfährt der Niederösterreicher, dass das eingebaute Aggregat des Gefrierschranks viel zu klein sei.
"Fünf Jahre Benutzungsdauer für ein teures Bauknechtgerät ist ein bisschen wenig. Ich frage mich, ob das nicht geplante Obsoleszenz ist?" Krichbaumer meint damit den vorzeitigen Verschleiß, der mittlerweile von zahlreichen Unternehmen eingeplant werde, um schneller neue Geräte zu verkaufen.
Ein lukratives Geschäft sind dabei auch Geräteversicherungen. Als zeitgleich zum Gefrierschrank auch noch Krichbaumers Kühlschrank den Geist aufgibt, unterschreibt er einen Versicherungsvertrag für diesen. Der kaputte Kühlschrank wird nach einer letzten Überprüfung ausgetauscht. Die Temperatursensoren, so erfährt der frustrierte Pensionist beim Tausch, seien an zwei Stellen des Gerätes "fix eingeschäumt" – Reparatur unmöglich.
Erst letztes Jahr, am 10. Juli 2024, trat die EU-Richtlinie zum "Recht auf Reparatur" (2024/1799) in Kraft. Sie verpflichtet Hersteller von Produkten wie Smartphones, Haushaltsgeräten oder elektronischen Displays auf Wunsch von Konsumentinnen und Konsumenten diese zu reparieren, sofern das technisch möglich ist. Das Ziel: Müll vermeiden und Ressourcen schonen.
Ab 31. Juli 2026 müssen alle EU-Mitgliedstaaten die neuen Vorgaben umsetzen. Dann haben Verbraucher das Recht Geräte reparieren zu lassen, Ersatzteile und Reparaturinfos zu bekommen. Eine EU-weite Online-Plattform soll außerdem helfen passende Werkstätten zu finden. Gewährleistungsfristen verlängern sich um ein Jahr, wenn Kunden eine Reparatur statt des Neukaufs wählen.
Gegenüber "Heute" rechnet Krichbaumer die Versicherungskosten vor: "Im ersten Jahr zahle ich zwölfmal 19,90 Euro, also fast 240 Euro. Im zweiten und dritten Jahr sind es dann nur noch 9,90 Euro monatlich oder rund 119 Euro pro Jahr."
Krichbaumer weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll, als plötzlich auch noch sein drittes Gerät, die Bauknecht-Waschmaschine, kaputt geht. Um Beweise zu sammeln, wie er sagt, schreibt Krichbaumer wieder an die Firma Bauknecht.
Die Bauknecht Hausgeräte GmbH bedauert in ihrer Beantwortung, die "Heute" vorliegt, dass Krichbaumer Unannehmlichkeiten habe: "Bezüglich Ihrer Waschmaschine müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass sich das Gerät bereits außerhalb der Garantiezeit befindet." Eine Kulanzregelung sei daher nicht mehr möglich.
Und auch zum Gefrierschrank heißt, man wolle darauf hinweisen, dass das Gerät 2020 durch den Händler Quelle nach Beanstandungsmeldung ausgetauscht und im Oktober 2021 eine Reparatur durchgeführt wurde. Da man seither keine Meldung erhalten habe und die Beanstandungen unmittelbar nach Auftreten von Problemen erfolgen hätte müssen, könne es für den Gefrierschrank keinen Ersatz mehr geben.
"Da steht im Prinzip so etwas wie 'Garantie vorbei, Pech gehabt'", ärgerte sich Krichbaumer im September und wandte sich an "Heute". Zumindest den Gefrierschrank wollte er ersetzt bekommen.
Drei Wochen später die plötzliche Wende: Die Firma Bauknecht meldet sich bei Krichbaumer: "Wir haben eine Reklamation über die Presse erhalten, da Sie leider schlechte Erfahrung mit unseren Bauknecht Geräten gemacht haben." Wieder entschuldigt sich das Unternehmen und schreibt aber jetzt, dass man sich "den Sachverhalt nochmal angesehen" habe und nun "eine einmalige Kulanz, ohne Anerkennung einer Rechtspflicht anbieten" wolle.
"Sie haben den Wunsch geäußert, einen kostenlosen Ersatz für Ihren Gefrierschrank zu bekommen, leider darf ich Ihnen nur ein gleiches oder gleichwertiges Gerät anbieten. Das gleiche Modell ist leider nicht mehr verfügbar", schreibt eine Frau aus dem Kundendienst des Unternehmens.
Daher stelle sich die Frage, ob Krichbaumer bis Dezember auf ein neues Gerät warten wolle:
"Als zweite Option kann ich Ihnen nur anbieten, dass wir Ihnen den Restwert Ihres alten Gefrierschranks direkt auf Ihr Bankkonto überweisen, hier könnte ich in Kulanz, ohne Anerkennung einer Rechtspflicht, eine Gutschrift von 349 EUR inkl. MwSt. anbieten."
Dann schreibt dieselbe Frau: "Dies ist das äußerste Entgegenkommen unsererseits. Dieses Kulanzangebot ist ab heute für 14 Tage gültig, bitte geben Sie uns eine Rückmeldung, ob dies für Sie in Frage kommt."
Krichbaumer, sagt dazu gegenüber "Heute": "Ich habe natürlich ad hoc keine Entscheidung getroffen. Aber 349 Euro für ein Gerät, das knapp 800 Euro gekostet hat, ist zu wenig. Wir haben uns also für den Tausch im Dezember entschieden."
Was Krichbaumer beschreibt, ist längst ein globales Phänomen. Im Frühjahr erst veröffentlichte der deutsche Unternehmer und Autor, Gabriel Yoran (ebenfalls ein Betroffener), sein Buch über "Die Verkrempelung der Welt". Darin zeigt Yoran, wie sich der Finanzkapitalismus auf die Qualität von Produkten auswirkt. Die EU veröffentlichte 2024 erstmals eine betreffende Richtlinie, die diesem Problem Einhalt gebieten soll.
Darüber freut sich auch Walter Krichbaumer: "Zum Glück hat sich in der EU jetzt was bewegt. Wenn man bedenkt, da steht ein Gefrierschrank wie neu und soll weggeschmissen werden – das ist doch irre!"