Coronavirus

Dreimal so hoch: Corona-Todesfälle in Serbien vertuscht

Ein investigatives Netzwerk hat in Serbien eine Vertuschung der dortigen Corona-Todeszahlen aufgedeckt. Die Zahl dürfte dreimal so hoch sein.

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Ein investigatives Netzwerk hat in Serbien eine Vertuschung der dortigen Corona-Todeszahlen aufgedeckt. (Symbolbild)
Ein investigatives Netzwerk hat in Serbien eine Vertuschung der dortigen Corona-Todeszahlen aufgedeckt. (Symbolbild)
Julian Stratenschulte / dpa / picturedesk.com

Schon in den ersten Monaten der Pandemie gab es Zweifel an Serbiens offiziellen Corona-Statistiken, insbesondere hinsichtlich der mit einer Covid-Infektion in Zusammenhang stehenden Todesfälle. Wie BIRN (Balkan Investigative Reporting Network), ein serbisches investigatives Netzwerk, herausfand, waren die Zweifel wohl berechtigt.

Die von der Regierung ins Leben gerufene Kommission für die Erforschung der Todesursachen hat anstelle der Bekanntgabe der offiziellen Corona-Todesfälle die genaue Zahl jener vertuscht. Wie sich herausstellte, sollen in dem Westbalkan-Land seit Beginn der Pandemie 8.841 Menschen an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben sein. – Die Zahl liege laut BIRN aber deutlich höher. 

 "Manipulation bestätigt: 2020 wurden dreimal so viele Sterbeurkunden von Corona-Opfern ausgestellt", titelt das Medium auf seiner Website.

Vertuschung

2020 soll es laut Erkenntnissen von BIRN ordnungsgemäß ausgefüllte Sterbeurkunden gegeben haben, in denen in über zehntausend Fällen Covid als Ursache genannt wird. Der Öffentlichkeit vermeldet wurde hingegen nur ein Drittel dieser Zahlen – rund 3.000.

Der konkrete Vorwurf der Vertuschung richtet sich an die Kommission für Erforschung der Todesursachen, die wiederum von der serbischen Regierung ins Leben gerufen worden war. Anstatt die Todesursachen aufzuklären, soll diese Kommission laut BIRN genau das Gegenteil getan haben  – die Zahlen nämlich vertuscht haben. Sprich: 

 Die genaue Zahl der Todesopfer war zwar bekannt, nach außen kommuniziert wurde hingegen eine deutlich geringere.

Verdacht besteht schon länger

Zweifel an den offiziellen Daten wurden aber bereits im Juni 2020 durch eine BIRN-Recherche bestätigt. Schon damals ergab die Untersuchung der investigativen Journalisten, dass das Landesinformationssystem Covid-19 über viel mehr Corona-Todesopfer Bescheid wusste, als es tatsächlich an die Öffentlichkeit kommuniziert wurde.

Die in weiterer Folge Ende Mai 2021 vom Gesundheitsministerium ins Leben gerufene Kommission zur Erforschung der Todesursachen sollte den Gerüchten über die Manipulation von Zahlen ein Ende setzen. 

 Zu einer solchen Aufklärung ist es bis dato allerdings nicht gekommen.

Die Ratlosigkeit der Kommission, aber auch anderer gesundheitlicher Behörden, ist längst kein Geheimnis mehr. So erklärte der Epidemiologe und Mitglied des Krisenstabs Dr. Branislav Tiodorović gegenüber BIRN, dass ihm wie auch anderen Mitgliedern des medizinischen Personals im Krisenstab nicht alle Daten zum Verlauf der Pandemie vorliegen.

➤ "Lassen Sie mich das gleich klarstellen: Wir verfügen nicht über diese Daten. Kein Mitglied des medizinischen Personals des Krisenstabs hat diese Informationen, nur das Gesundheitsministerium", erläuterte Tiodorović gegenüber BIRN.

Untersuchungen der Todesfälle

"Die Kommission hätte jeden einzelnen Todesfall untersuchen sollen, nicht nur 10.000, sondern alle Todesfälle aus dem Jahr 2020 – unabhängig von der Todesursache. Sie hätte jede einzelne Kartei durchgehen und feststellen sollen, ob die Person an Corona gestorben ist oder nicht. Nicht nur bezogen auf jene Tote, von denen man weiß, dass sie an den Folgen einer Covid-Erkrankung gestorben sind, sondern bezogen auf alle im letzten Jahr verstorbenen Menschen", erklärte Ivana Prokić, Doktor der Wissenschaften im Bereich Epidemiologie und Mitglied der NGO "United Against Covid Association", gegenüber BIRN.

Allerdings hätte die Kommission dies in den "drei Wochen, die von der Gründung bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse vergingen", nicht geschafft, übt Prokić Kritik. Die Arbeit der Kommission sei dennoch erfolgreich gewesen, betont sie, "denn die Gerüchte über die Manipulation der Todeszahlen haben aufgehört".

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