Gesundheit

Endometriose: Wenn die Schmerzen untragbar sind

Endometriose betrifft ausschließlich Frauen. Bis es zur Diagnose kommt, dauert es im Schnitt 10 Jahre. Dazwischen liegen Jahre voller Schmerzen.

Sabine Primes
Teilen
Die Schmerzen bei Endometriose gehen über ein erträgliches Maß weit hinaus.
Die Schmerzen bei Endometriose gehen über ein erträgliches Maß weit hinaus.
Getty Images/iStockphoto

Regelschmerzen kennt wohl jede Frau. Wer sich zu den Glücklichen zählen kann, die nicht Monat für Monat durch sie an ihre Periode erinnert werden, hat wohl auch keine Vorstellung davon, wie sehr man darunter leiden kann. Natürlich ist Schmerzempfinden immer subjektiv und individuell. Schnell besteht die Gefahr, als wehleidig oder empfindlich abgetan zu werden - übrigens auch von Ärzten. "Das ist normal", ist der Satz, den betroffene Frauen am öftesten zu hören bekommen. Was aber, wenn Frauen aufgrund von Unterleibsschmerzen kein normales Leben mehr führen können? 

Wenn die Lebensqualität so sehr einschränkt wird, könnte Endometriose dafür verantwortlich sein. Endometriose ist eine häufige Unterleibserkrankung, die ausschließlich Frauen betrifft. Viele Frauen wissen sogar nicht, dass sie betroffen sind. Der Grund: Es gibt (noch) zu wenige Ärzte, die sich mit dieser Erkrankung wirklich auskennen und daher unerkannt bleibt.

Bei der Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut, die sich normalerweise ausschließlich in der Gebärmutter befindet, auch außerhalb davon an - etwa auf den Eierstöcken, in der Blase oder im Darm. Man spricht dann von Endometriose-Herden. Da diese Herde - wie auch die Schleimhaut innerhalb der Gebärmutter - östrogenabhängig sind, werden sie im Rahmen des monatlichen Menstruationszyklus abwechselnd aufgebaut und mit einer kleinen Blutung wieder abgestoßen. Die Schleimhaut der Herde und deren Blut können jedoch nicht - wie bei der Menstruation - über die Scheide ausgeschieden werden. Manche Herde können vom Körper abgebaut werden, manche nicht. 
Die Gewebereste und das Blut der Endometriose-Herde können Entzündungen und Verklebungen oder Verwachsungen auslösen, die mehr oder weniger starke Schmerzen verursachen können. 
Warum Endometriose entsteht, ist noch nicht bekannt. 

Symptome der Endometriose

Starke Regelschmerzen: Kurz vor und während der Menstruation können Krämpfe besonders heftig sein. Vor allem die Endometriose-Herde in der der Gebärmuttermuskulatur können starke Schmerzen verursachen. Bei manchen Frauen sind die Regelschmerzen so massiv, dass sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen können und auch Schmerzmittel nicht immer helfen.

Sonstige Unterleibsschmerzen: Schmerzen im Unterleib können auch unabhängig von der Menstruation auftreten, die in Rücken oder Beine ausstrahlen können. Grund der Beschwerden sind die Verwachsungen zwischen verschiedenen Organen - etwa zwischen Eierstock, Darm und Gebärmutter. Manchmal lösen die verfestigten und wenig elastischen Strukturen auch anhaltende Schmerzen aus. Außerdem können die Endometriose-Herde Entzündungsstoffe freisetzen, die das Gewebe zusätzlich reizen und zu Schmerzen führen.

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Schmerzen während oder nach dem Sex zählen ebenso zu den häufigen Endometriose-Symptomen. Betroffene beschreiben sie als brennend oder krampfartig. Ursache sind oft Endometriose-Herde auf den elastischen Haltebändern, welche die Gebärmutter im kleinen Becken "verankern": Sie können Schmerzen auslösen, wenn sich die Beckenorgane beim Geschlechtsverkehr wie üblich verschieben. Die Beschwerden können sogar dazu führen, dass betroffene Frauen ganz auf Sex verzichten. 

Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang: Beschwerden beim Wasserlassen oder Stuhlgang treten seltener auf. Meist dann, wenn sich Endometriose-Herde in der Blase beziehungsweise im Darm befinden. Manchmal treten zyklusabhängig auch Blutbeimengungen im Urin beziehungsweise Stuhl auf.

Der lange Weg zur Diagnose

Weil die Krankheit von Ärzten oft nicht erkannt wird, haben viele Frauen eine Odyssee an Arztbesuchen hinter sich, bevor sie die richtige Diagnose bekommen. Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der Diagnose vergehen im Durchschnitt zehn Jahre. Je länger es jedoch bis zur Diagnose dauert, desto gravierender können die Folgen sein, die bis zur Unfruchtbarkeit führen können. 

Um Endometriose zu diagnostizieren braucht es in erster Linie einen Arzt, der sich mit dieser Krankheit auseinandersetzt und darüber Bescheid weiß. Dieser kann dann anhand von Tastuntersuchung, Ultraschall oder Bauchspiegelung den Verdacht bestätigen oder ausschließen. Sind Endometriose-Herde vorhanden, können diese chirurgisch entfernt werden.

Betroffene können sich an die Endometriose-Vereinigung Österreich wenden: https://www.eva-info.at/ 

FILMTIPP:  "Nicht die Regel" ist ein dokumentarisches Filmprojekt von acht Frauen, die von dieser chronischen Erkrankung betroffen sind. Ab 3.9.2021 als Video on Demand zu sehen.

Mehr zum Thema