In Genf findet heute und morgen die 95. Generalversammlung der European Broadcasting Union (EBU) statt und selten zuvor war ein Treffen der Organisation so brisant. Obwohl die offizielle Agenda nicht veröffentlicht wurde, deutet vieles darauf hin, dass noch am Donnerstagabend die wohl folgenreichste ESC-Entscheidung seit Jahrzehnten fallen könnte: Darf Israel beim Eurovision Song Contest 2026 in Wien teilnehmen oder nicht?
Seit Monaten sorgt diese Frage europaweit für Diskussionen, politische Statements und diplomatische Spannungen. Zahlreiche Delegierte reisen in diesen Tagen mit einer Mischung aus Respekt und Unbehagen in die Schweiz. Auch die Vertreter Deutschlands. Kein Land hat so oft am ESC teilgenommen wie Deutschland, doch 2026 könnte erstmals ein freiwilliger Ausstieg drohen.
Besonders heute Nachmittag richtet sich der Blick nach Genf. Nach dem offiziellen Start der Versammlung dürfte das Thema Israel sehr schnell aufgerufen werden. Denn viel Zeit bleibt nicht: Die Tagung endet bereits Freitagmittag, und die Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen. Insbesondere für den ausrichtenden ORF, der ebenso wie Deutschland die Teilnahme Israels befürwortet.
Auf der Gegenseite stehen weiterhin die klaren Opponenten: allen voran Spanien und Slowenien, möglicherweise auch die Niederlande. Aus anderen israel-kritischen Ländern waren zuletzt versöhnlichere Töne zu hören, nachdem neue ESC-Regeln vorgestellt wurden. Dennoch bleibt die Kernfrage bestehen und sie duldet keinen Aufschub.
Idealerweise muss die Entscheidung über Israels ESC-Teilnahme bis zum Donnerstagabend fallen. Derzeit ist eine offene Diskussion geplant, doch es ist gut möglich, dass die Delegierten noch am Nachmittag über den Fall abstimmen, um zu einem endgültigen Ergebnis zu gelangen.
Wie immer dieses ausfällt: Die ersten Informationen werden wohl rasch nach außen dringen. Delegierte aus Israel und Spanien sind dafür bekannt, Entscheidungen sofort über Social Media zu verbreiten. Wird Israel ausgeschlossen, dürfte die Nachricht innerhalb von Minuten in den israelischen Medien auftauchen. Wird Israel zugelassen, ist mit prompten Protestmeldungen aus Spanien zu rechnen. Das Land hat in den letzten Wochen keine Gelegenheit ausgelassen, seine Opposition öffentlich kundzutun.
Ein offizielles Statement der EBU oder gar des deutschen SWR dürfte hingegen länger auf sich warten lassen. Fällt die Entscheidung zugunsten Israels aus, kann die ARD aufatmen und ihre Teilnahme zügig bestätigen. Business as usual.
Kommt es jedoch zum Ausschluss Israels, wäre das ein Erdbeben für die ARD. Selbst wenn diese Möglichkeit intern bereits durchgespielt wurde: Ein fertiges Krisenskript gibt es dafür wohl kaum.
Fest steht: Heute könnte ein Tag werden, der den Eurovision Song Contest und die EBU nachhaltig verändert.