Die Debatte um die überarbeiteten Regeln für den Eurovision Song Contest sorgt seit Tagen für Aufregung. Fans, Medien und vor allem die Rundfunkanstalten der EBU reagieren heftig auf die ab 2026 strengeren Vorgaben.
Besonders laut ist erneut Spanien: Das Land, seit Jahren als Big-Five-Mitglied automatisch für das ESC-Finale gesetzt, könnte 2026 in Wien tatsächlich fehlen.
Am Donnerstag beschäftigte sich der spanische Ausschuss für die Aufsicht über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit der Frage, ob Spanien unter den aktuellen Umständen überhaupt am ESC teilnehmen könne. RTVE-Chef José Pablo López musste Rede und Antwort stehen – und trat anschließend mit deutlichen Worten vor die Presse.
López bestätigte, dass man weiterhin kritisch über eine Teilnahme nachdenke. An der grundlegenden Haltung des Senders habe sich trotz Waffenruhe, Friedensabkommen und der neuen ESC-Regeln nichts geändert. Für RTVE sei die Teilnahme Israels weiterhin nicht vertretbar: "Die Position von RTVE bleibt unverändert: Israels Anwesenheit ist untragbar. Wir sprechen hier von einem Völkermord in Gaza, und der Eurovision Song Contest ist ein Wettbewerb. Menschenrechte sind jedoch kein Wettbewerb."
Der Vorwurf des spanischen Rundfunks bleibt deutlich: Israel habe mehrfach gegen die Regeln verstoßen und sei dennoch nicht sanktioniert worden, während jedes andere Land längst Konsequenzen gespürt hätte. Auch die neuen Regeln seien nicht geeignet, politische Einflussnahme zu verhindern.
RTVE fordert weitere Reformen und will diese bei der EBU-Generalversammlung am 4. und 5. Dezember einbringen. Erst wenn zusätzliche Schritte folgen, sei Spanien vielleicht bereit, in Wien anzutreten. Parallel laufen die Vorbereitungen für das "Benidorm Fest 2026" dennoch weiter.
Nicht nur Spanien wackelt: Auch Slowenien signalisiert Rückzugsbereitschaft. RTVSlo-Präsidentin Natalija Gorščak erklärte, dass derzeit nicht einmal eine Ausstrahlung des ESC 2026 geplant sei – außer die EBU schließt Israel aus. Andernfalls sei eine slowenische Teilnahme "undenkbar".
In den Niederlanden und Island herrscht ebenfalls Unsicherheit. Beide Sender zeigten sich zwar zunächst zufrieden mit den Regeländerungen, fordern nun aber erneut den Ausschluss Israels. Besonders deutlich wird die niederländische AVROTROS: Sollte Israel den ESC 2026 in Wien gewinnen, würde die Niederlande 2027 definitiv nicht mehr teilnehmen. Die nationale ESC-Zuständigkeit könnte sogar an einen anderen niederländischen EBU-Sender übergehen.
Während die EBU eigentlich ankündigte, die finale Teilnehmerliste im Dezember zu veröffentlichen, sorgt Kasachstan nun für zusätzliche Verzögerung: Laut dem dortigen Kulturministerium will die EBU erst im Januar entscheiden, ob das Land in Wien sein lang erwartetes Debüt geben darf. Offen bleibt auch, wie der Sender Khabar Agency eine Teilnahme finanzieren würde. Selbst im Falle einer Sondereinladung.