Politiker reden über Umweltgifte - und tragen sie selbst im Körper: Eine neue Untersuchung zeigt, dass mehrere EU-Minister und Regierungschefs mit giftigen PFAS-Chemikalien belastet sind. Die sogenannten "Ewigkeitsstoffe" gelten als krebserregend und schwer abbaubar.
Im Sommer 2025 hatte das dänische Umweltministerium gemeinsam mit dem Europäischen Umweltbüro (EEB) Spitzenpolitiker eingeladen, ihr Blut auf PFAS testen zu lassen. Nun liegen die Ergebnisse vor - und sie sind alarmierend:
Alle 24 getesteten Personen aus 19 EU-Ländern wiesen messbare Mengen der gefährlichen Chemikalien auf. Bei rund der Hälfte lag die Konzentration sogar in einem Bereich, der ein erhöhtes Gesundheitsrisiko bedeutet.
"Es ist dramatisch zu sehen, dass PFAS trotz bestehender Verbote immer noch in unserem Blut vorhanden sind", sagte Jean-Luc Crucke, belgischer Minister für Klima und Nachhaltigkeit. "Das zeigt, dass diese 'ewigen Chemikalien' nicht nur ein Erbe der Vergangenheit sind, sondern eine anhaltende Bedrohung für unsere Gesundheit und Umwelt darstellen."
Laut der Studie gelten sechs der nachgewiesenen PFAS bereits als reguliert oder verboten. Trotzdem fanden Forscher sie in nahezu allen Blutproben. Das zeige, wie langanhaltend und weitreichend die Belastung ist.
Die Stoffe stehen im Verdacht, Krebs, Unfruchtbarkeit, hohen Cholesterinspiegel und andere Krankheiten auszulösen. Besonders gefährdet sind Berufsgruppen wie Feuerwehrleute, die regelmäßig mit PFAS-haltigem Löschschaum arbeiten.
PFAS – kurz für Polyfluoralkylsubstanzen – sind in Tausenden Alltagsprodukten enthalten: von beschichteten Pfannen über Outdoorjacken bis zu Lebensmittelverpackungen. Sie machen Oberflächen wasser- und schmutzabweisend, sind aber chemisch extrem stabil. Das Problem: Sie zerfallen nicht, sondern reichern sich in Boden, Wasser, Tieren und im Menschen an.
Um die Belastung zu senken, empfehlen Experten, PFAS-freie Produkte zu wählen - etwa bei Kosmetika, Verpackungen oder Regenbekleidung. Zugleich fordern Umweltorganisationen ein EU-weites Totalverbot.
Mehr als 100 Organisationen haben dazu das Manifest "Stop PFAS" unterzeichnet. Denn die Kosten der Reinigung von PFAS sind enorm: bis zu zwei Billionen Euro in den nächsten 20 Jahren, so EEB-Schätzungen. Hinzu kommen jährlich bis zu 84 Milliarden Euro an Gesundheitskosten.
Anne-Sofie Bäckar von der NGO ChemSec bringt es auf den Punkt: "Diese Ergebnisse beweisen zweierlei: PFAS-Kontamination verschont niemanden - und Regulierung funktioniert. Wo Verbote gelten, sinken die Werte", so Bäckar. Fakt ist: Das "Ewigkeits-Gift" sitzt tief - sogar in den Blutbahnen der Mächtigsten Europas.