Der Zug-Boom in Europa hält an – und so drängen sich auch private Betreiber auf die Schiene. Schon 2011 startete die Westbahn in Österreich, fährt mittlerweile über München bis Stuttgart und über Innsbruck bis an den Bodensee, expandiert mit Eröffnung des Koralmtunnels weiter auf die Südstrecke. Die ÖBB haben sich unterdessen in Europa einen Namen als Vorreiter bei Nachtzügen gemacht.
Hierzulande gelten die Züge als höchst zuverlässig, Verspätungen sind (vor allem auf den Hauptstrecken) sehr selten. Völlig anders ist das bei unseren Nachbarn mit der Deutschen Bahn, die ironischerweise seit der Privatisierung 1994 im Chaos versunken ist. Dort hat sich mit Flixtrain, die Bahn-Sparte von Flixbus, ebenfalls ein weiterer Player etabliert – der nun ganz nach oben greift.
Wie das Unternehmen am Dienstag bekanntgibt, wurden 65 Hochgeschwindigkeitszüge bestellt, gefertigt vom spanischen Hersteller Talgo, die Loks kommen von Siemens. 2,4 Milliarden Euro wurden hierfür in die Hand genommen. Damit soll die wachsende Nachfrage nach schnellen und günstigen Zugreisen bedient werden.
"Wir verfolgen mit FlixTrain eine langfristige Strategie und werden unser Angebot in den kommenden Jahren deutlich vergrößern", sagt André Schwämmlein, CEO und Mitgründer von Flix. "Mit dem starken Ausbau unserer Zugflotte starten wir eine neue Ära des Zugreisens in Deutschland und Europa." Das übergeordnete Ziel von FlixTrain sei es, mehr Menschen für nachhaltiges Reisen mit dem Zug zu gewinnen: "Wir wollen nicht nur unseren Marktanteil erhöhen, sondern auch den Markt selbst deutlich vergrößern."
Auch die politischen Rahmenbedingungen hierfür unter der neuen Bundesregierung würden passen, es kam bereits zu einigen zentralen Reformen. Patrick Schnieder, Bundesminister für Verkehr, sagt: "Wir begrüßen die Investition von FlixTrain ausdrücklich. Dass ein deutsches Tech-Unternehmen in dieser Größenordnung investiert, ist ein starkes Signal für den Schienenmarkt."
Aber Flix will eben nicht nur in Deutschland investieren. Österreich, mit dem es die längste Grenze gibt, wäre hier ein logisches Ziel. "Wir sehen FlixTrain als ein europäisches Produkt. Ausgehend von unserem Heimatmarkt wollen wir das Angebot auch in anderen Ländern verfügbar machen", so Schwämmlein weiter.
Die neuen Züge sind auch extra so konzipiert, dass sie in anderen europäischen Ländern eingesetzt werden können. Es sind europäische Hochgeschwindigkeitszüge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 230 km/h. Sie bieten barrierefreien Einstieg, den es derzeit in keinem Fernverkehrszug in Deutschland gibt, Fahrgastinformationssysteme, moderne Wifi-Lösungen und weitere Eigenschaften, die den Reisekomfort deutlich erhöhen sollen.