Landete im Gefängnis

Ex-Fußballer: "Wäre lieber ein Jahr im Koma gewesen"

Kay Voser war TV-Experte und Fußballprofi. Dann kam die Psychose. Jetzt spricht er über Haft, Scham und den Neuanfang.
Sport Heute
06.11.2025, 13:03
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

2023 kam der Schock für den Schweizer Ex-Fußballer Kay Voser. Er wurde psychotisch. Damals arbeitete er als Fußball-Experte beim "SRF". Fast ein Jahr dauerte der Zustand. In dieser Zeit verlor Voser alles: Sein Geld, seine Partnerin, seine Freunde, seine gesamte soziale Stellung.

Vier Monate in Haft

Zehntausende verfolgten seine minütlichen Instagram-Storys, in denen er im Wahn Menschen angriff, Geld verschenkte und schliesslich für vier Monate im Untersuchungsgefängnis landete. Dann wurde es irgendwann ruhig um den Ex-Fußballer. Sicher ist: In der Haft kam Voser aus der Psychose. Gegenüber der "Neuen Zürcher Zeitung" sprach der 38-Jährige nun erstmals ausführlich über seine schwierige Zeit.

Warum er das macht, erklärt er gleich zu Beginn des Interviews: "Ich fühle mich verantwortlich für das Leid, das entstanden ist. Und ich fühle mich auch verantwortlich dafür, dass ich einen kleinen Teil zur Aufklärung beitragen kann. Darum mache ich es. Ich sehe es auch als Akt der Liebe zu denen, die ich verletzt habe."

"Man wird radikal einsam"

Über die Beziehung zu den Menschen, die er durch seine Äußerungen während der Psychose verlor, sagt er: "Meine besten Freunde sind noch da, meine Familie auch. Es gibt Menschen, die keinen Kontakt mehr wünschen und auch keine Entschuldigung annehmen möchten – das akzeptiere ich." Die Zeit in der Psychose beschreibt er mit harten und ehrlichen Worten.

"Man ist in einer anderen Realität und versteht nicht, was abgeht. Die Psychose ist fast realer als der Normalzustand, weil alle Gefühle viel intensiver sind und man so viele Eindrücke auf einmal hat, dass es zu viel wird", so Voser. "Ich hatte zum Beispiel in der Psychose manchmal das Gefühl, ich sei endlich gesund. Man wird radikal einsam mit seiner Wahrheit."

Angst vor der Psychose?

Dann erzählt Voser, wie er in der Haft aus der Psychose gekommen sei. "Das war hochgefährlich", sagt der Ex-Fußballer gegenüber der NZZ. "Als ich realisiert habe, was passiert war, wollte ich nicht mehr leben. Ich verstand nicht, wie das alles geschehen konnte. Ich dachte, ich hätte alles verloren." Und wie fühlte er sich nach der Psychose? "Ich dachte ein paarmal, ich wäre lieber ein Jahr im Koma gewesen als in der Psychose."

Und wie groß ist seine Angst, dass die Psychose zurückkommt? "Sie ist nicht mehr da", so Voser. "Weil ich alles in meiner Macht Stehende mache, damit es nicht mehr geschieht. Es hat auch in den letzten Monaten Momente gegeben, in denen es kritisch war. Aber ich weiß, wie ich darauf reagieren muss."

{title && {title} } red, {title && {title} } 06.11.2025, 13:03
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen