Die Teuerung in Österreich ist mit 4,1 Prozent doppelt so hoch wie im Euro-Raum. Preisstabilität – und damit die Bekämpfung der Teuerung – ist die zentrale Hauptaufgabe der Österreichischen Nationalbank (OeNB). In neuer Funktion, nämlich als OeNB-Gouverneur war der frühere Wirtschaftsminister Martin Kocher, am Dienstagabend Studiogast in der ORF-"ZiB2"
Welche Maßnahmen gegen die hohe Teuerung hält er für erforderlich – und welchen geldpolitischen Kurs wird er einschlagen? Diese und andere Fragen beantwortete der Ex-Politiker im Gespräch mit Anchor Armin Wolf.
Die Inflation sei "viel zu hoch, keine Frage", erklärte Kocher. Das liege allen voran an zwei Faktoren. Der Warenkorb sei in Österreich viel stärker von Dienstleistungen geprägt, als in anderen Ländern – und deren Preise steigen, was auch die Inflation in die Höhe treibt. Zum anderen seien hierzulande auch die Energiepreise stärker gestiegen, so der Neo-Gouverneur.
Kocher kündigte für kommende Woche eine neue Prognose für die nächstjährige Inflation an. Diese sei nicht weit weg von der Frühjahrsprognose (1,8 Prozent; Anm.). Allerdings kündigte er an, dass sie "möglicherweise" über 2 Prozent liegen werde. Das wäre mehr, als das erklärte Ziel von Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP). Kocher jedenfalls hielt fest, dass die Aussichten für kommendes Jahr "um einiges besser" sei als für dieses Jahr.
Ein weiteres Streitthema sind Gehälter und Pensionen. Es sei klar, so der Ökonom, dass es in Österreich in vielen Bereichen einen Automatismus gebe. Diese automatische Anpassung etwa bei Pensionen und Gehältern würde im Folgejahr wieder die Inflation beeinflussen. Keinen Hehl machte Kocher daraus, dass man auch den Automatismus der Inflationserhöhung unterbrechen könne, würde man nicht immer die komplette Inflation abgelten. Das sei eine Frage der Verteilung. Es könne notwendig sein, hier auch unter der Inflation zu bleiben.
Dass die Beamtengehälter noch von der alten Regierung über der Inflation erhöht wurden, war ein weiterer Punkt, mit dem Wolf seinen Studiogast konfrontiert hatte. Er habe das nicht verhandelt, so Kocher, der letztlich aber doch zugab, dass man wohl länger hätte verhandeln sollen. Ob man diesen Abschluss noch einmal aufmachen solle, müssten andere entscheiden. Aus seiner Sicht würde es aber Sinn machen, "sich noch einmal Gedanken" zu machen. Es wäre gut, wenn es ein Gesamtpaket gebe, so der frühere Minister.