Julian Schütter meldet sich zurück – und wie! Der 25-jährige Ex-ÖSV-Speedmann, Klima-"Kleber" und zuletzt abgetauchte Aktivist segelt mit Greta Thunberg in Richtung Gazastreifen.
Noch vor zwei Jahren stand Schütter im Rampenlicht des alpinen Ski-Weltcups. Starke Fahrten in Wengen und Kitzbühel, ehe ihn ein Kreuzbandriss jäh stoppte. Rückenprobleme bremsten danach jede Rückkehr. Parallel polarisierte der Steirer als Klima-Aktivist: Auftritte bei ServusTV, Debatten mit Ex-ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel, vegane Ernährung, öffentliche Selbstkritik als "Täter im patriarchalen System". Der Gegenwind im Netz wegen Formulierungen seiner Selbstkritik über eigenes, sexistisches Fehlverhalten, führte zu einem Rückzug – nun wagt Schütter das spektakuläre Comeback im öffentlichen Diskurs.
Am 18. September brach er das monatelange Schweigen, stieg in Spanien an Bord der "Global Sumud Flotilla" – Ziel: der von Israel blockierte Gazastreifen.
Schütter polarisierte schon als ÖSV-Athlet mit klaren Ansagen: "Ohne den Aktivisten gäbe es keinen Rennfahrer Julian Schütter mehr. Ich stehe auf der richtigen Seite der Geschichte", sagte er im Jänner 2024 im großen "Heute"-Interview.
Der Rennfahrer Schütter
Julian Schütter wurde 2022 österreichischer Staatsmeister im Super-G. Im Europacup konnte er einen Podestplatz erringen. Der Speedathlet gehört dem B-Kader des österreichischen Skiverbands an.
Letzten Jänner zeigte der Steirer mit starken Leistungen bei den Weltcup-Klassikern in Wengen und Kitzbühel auf. Der Kreuzbandriss warf ihn zurück. Rückenprobleme bremsen Schütter bisher im Ski-Winter 2023/24
Im Nachwuchs zeigte der Wahl-Innsbrucker mit Siegen bei Österreichischen Jugendmeisterschaften im Super-G (2016/17) und in der Abfahrt (2017/18) auf, errang 2018/19 den Vize-Juniorenweltmeister-Titel in der Abfahrt.
Die "Global Sumud Flotilla" ist Teil des internationalen Netzwerks "Global Movement to Gaza". Mit an Bord: Klima-Ikone Greta Thunberg. Bekanntheit erlangte auch die österreichische Delegation durch Millionenerbin Marlene Engelhorn. Sie verzichtete kurzfristig auf ihre Teilnahme, "damit nicht noch eine weiß privilegierte Person mit Reichweite dabei ist", wie sie betonte.
In seiner Instagram-Story zeigt sich Schütter an Deck, postet Inhalte zur humanitären Notlage in Gaza und teilt Beiträge, die Israels Rolle im Kriegsgeschehen scharf kritisieren: "So sieht nicht Verteidigung aus, so sieht Völkermord aus."
Wie wurde Schütter zum Aktivisten?
Julian Schütter ist Mitglied der Klimaschutz-Bewegung "Protect Our Winters". Der 25-jährige Schladminger hat sich auch der Bewegung "Letzte Generation" angeschlossen, die durch ihre Blockaden ("Klima-Kleber") und Störaktionen Aufmerksamkeit auf die Klimakrise und ihre Auswirkungen lenken.
Schütter setzte sich schon als Jugendlicher intensiv mit der Klimakrise auseinander. "Heute" verriet er, dass er mit den hohen Reisetätigkeiten und dem damit verbundenen, überdurchschnittlichen CO2-Fußabdruck als Skisportler haderte, seine Leistungen darunter litten. "Ich hatte bereits den Entschluss gefasst, aufzuhören. Als ich mir schon sicher war, dass ich aus dem Kader fliege, gab mir der ÖSV noch eine Chance. Es kam mir dann falsch vor, diese auszuschlagen. Ich musste an alle denken, die mit mir gemeinsam mit dem Skifahren angefangen haben und es nicht in den Weltcup schafften, diese Chance nicht bekamen."
Mit einer Sportpsychologin schmiedete er den Plan, den Sport als Bühne zu nützen, so vor einem möglichst großen Publikum über die Klimakrise sprechen zu können. "Sonst hätte ich es mir gegenüber nicht rechtfertigen können."
Die Aktion gilt als riskant. Die Hilfsflotte war Anfang September in Barcelona aufgebrochen, rund 300 Aktivisten sollten teilnehmen. Wenige Tage später meldete die Initiative, eines der Hauptschiffe sei in tunesischen Gewässern von einer Drohne getroffen worden. Offizielle Stellen in Tunis widersprachen und erklärten, ein Brand sei durch eine defekte Rettungsweste ausgelöst worden.
Für Greta Thunberg ist es bereits der zweite Versuch in diesem Jahr, per Schiff den Gazastreifen zu erreichen.