500.000 Kubikmeter Gestein

Felssturz – Nächstes Dorf in Alpen steht vor Zerstörung

In Brienz (Schweiz) bahnt sich eine Katastrophe an: Eine halbe Million Kubikmeter Fels droht auf das idyllische Bergdörfchen zu stürzen.
Bernd Watzka
18.06.2025, 15:00
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Das Bergdorf Brienz im Schweizer Kanton Graubünden lebt derzeit im Schatten einer drohenden Katastrophe. Seit Monaten wird der rutschende Berghang oberhalb des Unesco-geschützten Ortes rund um die Uhr überwacht – doch jetzt schlagen die Behörden Alarm: Das sogenannte "östliche Plateau" hat sich in dramatischem Ausmaß bewegt, ein gewaltiger Felssturz steht offenbar kurz bevor.

Laut aktuellen Messdaten könnten bis zu 500.000 Kubikmeter Gestein – das entspricht etwa 500 Einfamilienhäusern – unkontrolliert ins Tal donnern. Die Gefahr ist so groß, dass der Zutritt zur gesamten Sicherheitszone nun komplett untersagt wurde. Noch vor kurzem durften die Bewohner tagsüber zurückkehren – das ist jetzt vorbei.

Bereits Mitte Juni mussten Landwirte ihre Kühe in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von den Weiden holen. Auch die Bewirtschaftung der umliegenden Flächen wurde auf Anweisung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz gestoppt.

"Best überwachter Hang Europas"

Die Behörden sind nicht untätig: Der Berghang bei Brienz gilt laut Gemeinde mittlerweile als "am besten überwachter Hang Europas". Sensoren, Kameras und GPS-Messungen sollen den genauen Zeitpunkt des möglichen Geröll-Absturzes erfassen.

Maximale Gefährdung: Brienz liegt mitten in der roten Zone.
Gemeinde Albula/Alvra

Zuvor Dorf Blatten im Lötschental zerstört

Erst Ende Mai des Jahres wurde das Dorf Blatten im Lötschental (Schweizer Kanton Wallis) durch eine Schutt- und Eislawine zerstört. Das Dorf war Tage zuvor evakuiert worden. Ein Schafhirte, der sich außerhalb der Evakuierungszone aufgehalten hatte, gilt als vermisst.

Felsstürze und Klima-Erwärmung

Felsstürze und Bergrutsche nehmen in den Alpen und anderen Gebirgsregionen messbar zu – und der Klimawandel spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hier die wichtigsten Zusammenhänge:

3 dramatische Entwicklungen

  • 🧊 Tauwetter macht Fels instabil: In Hochlagen ist der Permafrost – also dauerhaft gefrorener Untergrund – ein natürlicher Klebstoff, der Felspartien zusammenhält. Steigen die Temperaturen, taut dieser Permafrostboden auf. Folge: Felswände verlieren ihren Halt, Risse entstehen, und es kommt vermehrt zu Abbrüchen.
  • 🌧️ Mehr Starkregen erhöht Rutschgefahr: Der Klimawandel führt auch zu heftigeren Regenfällen. Wenn große Wassermengen in kurzer Zeit auf bereits durchweichten Boden treffen, kann sich das Gestein schneller lösen – ein klassischer Auslöser für Muren und Rutschungen.
  • 🌡️ Häufige Temperaturwechsel: Die zunehmenden Wechsel zwischen Frost und Tau (besonders im Frühjahr und Herbst) lassen Gestein spröde werden. Wasser dringt in Risse ein, gefriert, dehnt sich aus – der Fels wird regelrecht aufgesprengt.
{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 18.06.2025, 15:53, 18.06.2025, 15:00