Ried-Boss im "Heute"-Talk

Fiala nach Aufstieg: "Sonst gibt es ein böses Erwachen"

Bundesliga-Aufsteiger SV Ried hat in der kommenden Saison Großes vor. Im "Heute"-Talk verkündete Sport-Boss Wolfgang Fiala die Pläne des Clubs.
Georg Steinschnack
17.06.2025, 05:30
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Die SV Ried ist zurück in der Bundesliga! In einem Herzschlagfinale setzten sich die Innviertler gegen die Admira im Aufstiegskampf für die Bundesliga durch. "Heute" traf sich mit Wolfgang Fiala, dem Sport-Geschäftsführer der Innviertler, und sprach mit ihm über Ried, die Punkteteilung und seine persönliche Zukunft.

"Heute": Was erwartet die SV Ried in der Bundesliga?

Wolfgang Fiala: "Ein extrem schwieriges Jahr."

Warum?

"Man hat in den letzten Jahren gesehen, dass sich die Aufsteiger enorm schwer tun, sich an die Bundesliga anzupassen. Gerade unmittelbar nach dem Aufstieg glauben die Mannschaften, dass es jetzt genauso weitergehen wird. Bei uns muss deshalb vom ersten Trainingstag an der Schalter im Kopf umgelegt werden: Die letzte Saison ist vorbei und wir sind jetzt in einer komplett anderen Rolle."

Man spricht dann ja oftmals von einer Aufstiegseuphorie - ist das förderlich oder hinderlich?

"Euphorie kann entstehen, wenn man Spiele gewinnt. Innerhalb unseres Trainingszentrums darf sie jedoch nicht entstehen, nur weil wir in der Bundesliga spielen. Sonst wird es ein böses Erwachen geben. Es muss klar sein, dass es jetzt nicht mehr so ist, dass man in einer ganzen Saison nur drei oder vier Niederlagen kassiert, sondern dass man in jedem Spiel kämpfen muss, und zwar richtig. Je schneller wir das verstehen und akzeptieren, desto früher werden wir auch Erfolg haben."

Fiala über die abgelaufene Meister-Saison : "Ich denke, der gesamte Verein ist immer wieder gestärkt aus Rückschlägen zurückgekommen. Wir hatten einen super Saisonstart, haben dann aber Dämpfer kassiert, besonders im Oktober, als wir aus sechs Spielen nur vier Punkte holten. Wir haben diese Phase genutzt, um zu lernen und Anpassungen vorzunehmen. So sind wir jedes Mal stärker zurückgekommen und nicht daran zerbrochen, wie es vielleicht andere Mannschaften getan hätten.“

Kann man diesen Erfolg planen?

"Man kann den Zufall mit guten Entscheidungen minimieren, aber eine sichere Planung ist schwierig. Klagenfurt war jetzt mehrere Male in der Meisterrunde und musste nach einem weniger guten Frühjahr den Gang in die zweite Liga antreten. Wir werden versuchen, unsere Erfolgschancen zu maximieren."

Hört man da heraus, dass Sie die Punkteteilung abschaffen möchten?

"Grundsätzlich schon, außerdem muss es eine höhere Durchlässigkeit zwischen erster und zweiter Liga geben."

Wie kann das gelingen?

"Eine Idee wäre, einen Relegationsplatz einzuführen. Wenn die Punktehalbierung abgeschafft ist, ist auch dieser fairer. Dann bist du eben Vorletzter geworden und hast trotzdem die Chance, drin zu bleiben. Es muss Saisonphasen geben, in denen eine Mannschaft sich entwickeln kann. Das ist derzeit nicht möglich."

„In der Bundesliga kostet Qualität nun einmal richtig Geld.“
Wolfgang FialaSport-Geschäftsführer SV Ried

Wie sieht es jetzt finanziell für den Verein in der Bundesliga aus?

"Die zwei Jahre in der zweiten Liga waren keine gewinnbringende Veranstaltung, das muss man jetzt natürlich ausgleichen. Wir sind stets bestrebt, unser Umfeld, beispielsweise das Stadion oder die Akademie, zu verbessern, um nachhaltig Einnahmen zu generieren. Grundsätzlich dürfen wir nicht naiv sein und glauben, dass wir in der Bundesliga das fünffache Budget haben werden. Dennoch müssen wir in der kommenden Saison auch in den Kader investieren."

"Es ist eine einfache Formel: In der Bundesliga kostet Qualität nun einmal richtig Geld. Ich glaube, unser großer Vorsprung bei der Kaderplanung liegt darin, dass wir genau wissen, was wir wollen, und so vielleicht auch Spieler ins Auge fassen, die erst auf den zweiten Blick Sinn ergeben."

Hat sich bei der Kaderplanung der Scouting-Markt durch den Aufstieg verändert?

"Es geht bei uns vor allem um Spielertypen. Wenn der Spielertyp passt, ist es egal, wo er herkommt. Wir schränken uns da nicht so stark ein. Natürlich haben wir Märkte im Blick, die nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Ich kann mir zwar theoretisch das Spiel Red Bull Salzburg gegen LASK anschauen, aber ich werde halt keinen Spieler bekommen. Dementsprechend sind wir bei unseren Verpflichtungen gezwungen, kreativ zu werden."

Eine dieser Verpflichtungen könnte Stefan Schwab sein, der derzeit noch bei PAOK Saloniki in Griechenland unter Vertrag steht. Wie ist da der Stand?

"Mit dem Spieler gab es Gespräche, aber er hat noch keine Entscheidung getroffen, da es Anfragen mehrerer Vereine gibt."

Zum Beispiel von Rapid. Wie schafft man es unabhängig von Schwab, einen Spieler davon zu überzeugen, nach Ried zu gehen, obwohl er woanders vielleicht mehr verdienen könnte?

"Indem man dem Spieler einen klaren Plan aufzeigt, was man mit ihm vorhat. Wenn der Spieler zuerst mit dem Trainer und anschließend mit mir telefoniert und wir ihm jeweils etwas anderes erzählen, dann wird er nicht das Gefühl haben, dass da an einem Strang gezogen wird."

„Da sind wir derzeit, finde ich, sehr gut aufgestellt. Das entspricht auch dem Feedback, das wir aus den Transfergesprächen mit den Spielern erhalten. Aber natürlich sind Fußballer absolute Profis, die auf dem höchstmöglichen Level spielen und natürlich auch das meiste Geld verdienen wollen. Das kann man niemandem vorwerfen."

Bei der SV Ried ist jetzt nicht nur durch den Aufstieg eine klare positive Entwicklung erkennbar. Dadurch machen Sie sich als sportlicher Verantwortlicher natürlich für andere Vereine interessant. Wie geht es für Sie persönlich weiter?

"Ich habe meinen Vertrag bewusst bis 2028 verlängert, weil mich das Projekt im Innviertel reizt. Alles andere ist reine Zukunftsmusik. In der aktuellen Transferphase habe ich ehrlich gesagt weder Zeit noch den Kopf frei für solche Gedanken."

Aber gibt es etwas, dass sie reizen würde?

"Als gebürtiger Wiener liegt es auf der Hand, dass mich die Wiener Vereine irgendwann mal reizen könnten. Im Profifußball ist das aber kein Wunschkonzert, da muss man flexibel bleiben. Natürlich hoffe ich, dass wir weiterhin so erfolgreich wie möglich sind. Aber ich kann mir genauso gut vorstellen, dass ich noch länger als bis 2028 in Ried bleibe. Für mich ist es jetzt der perfekte Ort, auch um mich persönlich noch weiterzuentwickeln."

{title && {title} } gst, {title && {title} } Akt. 07.10.2025, 18:11, 17.06.2025, 05:30
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