Wohnsitz in Dubai, aber Lebensmittelpunkt in Deutschland? Die Finanzbehörde des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (mit Städten wie Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen und Duisburg) wittert Steuerhinterziehung durch Influencer im großen Stil. Um 300 Millionen soll es in dem mit 18 Millionen Einwohnern größten Bundesland jedes Jahr gehen.
Daher hat das Finanzamt nun ein "Influencer-Team" gebildet um Jagd auf die "ganz großen Fische" zu machen. Denn je größer die Einnahmen aus Werbe-Deals und Sponsorings, desto stärker die Versuchung, Steuern zu "vermeiden".
"Im Fokus unseres Influencer-Teams stehen ausdrücklich nicht junge Menschen, die ein paar Follower gesammelt und ein paar Cremes oder Kleider beworben haben", so Behördenleiterin Stephanie Thien. Es gebe aber bei den großen Social-Media-Profilen "Akteurinnen und Akteure, die mit hoher krimineller Energie jegliche Steuerverpflichtung zu umgehen versuchen."
Ein bekanntes Beispiel gibt es bereits aus Italien: Die Staatsanwaltschaft wirft der Influencerin Chiara Ferragni in der sogenannten "Pandoro-Affäre" vor, Einnahmen nicht wie versprochen gespendet sondern in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Die 38-Jährige mit 28 Millionen Followern auf Instagram muss sich deswegen im September vor einem Gericht in Mailand wegen des Vorwurfs des gewerbsmäßigen Betrugs verantworten.
Es sei "keine Seltenheit, dass eine Influencerin oder ein Influencer pro Monat mehrere zehntausend Euro verdient, aber nicht einmal eine Steuernummer hat. Da geht es nicht um Überforderung mit plötzlichem Ruhm, sondern um immense Steuerhinterziehung mit Wissen und Willen", spricht Thien aus Erfahrung.
Das "Influencer-Team" soll vor allem die Beweissicherung deutlich voranbringen. So verschwinden etwa "Stories" auf Instagram und Facebook automatisch nach 24 Stunden. Wird hier ein Produkt oder eine Dienstleistung beworben, fließt das Geld nicht selten am Finanzamt vorbei. Daher habe man "Ermittlungsmethoden initiiert, um Werbepartnerschaften und -einnahmen zurückverfolgen und beweissicher nachweisen zu können", so Thien.
Viele erfolgreiche Influencer verlegen ihren Wohnsitz ins einkommenssteuerfreie Dubai – obwohl sie weiterhin in Deutschland leben und daher dort auch steuerpflichtig bleiben. Schon jetzt laufen 200 Verfahren wegen nicht oder falsch versteuerter Einnahmen – ab jetzt wird aber noch genauer nachgeschaut.