Er hat die zweitschnellste Umlaufbahn unseres Sonnensystems und versteckte sich bisher im gleißenden Gegenlicht vor den Augen der Welt. Dennoch konnte Astronom Scott S. Sheppard vom Carnegie Science Center im September den beinahe rekordverdächtigen Asteroiden entdecken.
2025 SC79 ist erst das zweite bekannte Objekt mit einer Umlaufbahn komplett innerhalb der Venus. Auf seiner 128-tägigen Reise um die Sonne kreuzt er sogar die Umlaufbahn des innersten Planeten Merkur.
Sheppard und sein Team sind auf die Erforschung von Objekten im Sonnensystem spezialisiert. Sie suchen den Himmel nach sogenannten "Twilight"-Asteroiden (dt. Zwielicht/Dämmerung) ab und helfen dabei, Objekte zu identifizieren, die für unsere Erde eine Gefahr sein könnten.
Für diese Arbeit, die teilweise von der NASA finanziert wird, nutzen die Wissenschafter die Dark Energy Camera am 4-Meter-Teleskop Víctor M. Blanco in Chile. Damit können sie auch im gleißenden Sonnenlicht nach solchen "Planetenkillern" suchen. Mit weiteren Teleskopen wurde die Sichtung von 2025 SC79 schließlich bestätigt – bevor er wieder hinter der Sonne verschwinden konnte.
"Die gefährlichsten Asteroiden sind am schwierigsten zu entdecken", erklärt Sheppard in einer Medienmitteilung. Die meisten Asteroidenforscher würden diese Objekte nur in der Dunkelheit der Nacht suchen, weil sie da am leichtesten zu erkennen sind.
Dagegen können Asteroiden in Sonnennähe nur während der Dämmerung beobachtet werden – wenn die Sonne gerade aufgeht oder untergeht. Der Forschungsleiter warnt deshalb vor einem "toten Winkel": "Wenn sich diese 'Dämmerungsasteroiden' der Erde nähern, könnten sie ein ernsthaftes Einschlagsrisiko darstellen."
Mehrere Monate müssen die Forscher nun warten, bis der Brocken mit riesigen 700 Meter Durchmesser wieder in das Sichtfeld der Erde gerät. Erst dann können weitere Details über seine Zusammensetzung – und darüber, wie er die intensive Hitze in seiner Nähe zur Sonne übersteht – sowie über seinen möglichen Ursprung gesammelt werden.
"Viele Asteroiden des Sonnensystems befinden sich in einem von zwei Gürteln aus Weltraumgestein. Störungen können Objekte jedoch in näher gelegene Umlaufbahnen schleudern", schließt Sheppard. "Zu verstehen, wie sie an diese Orte gelangt sind, kann uns helfen, unseren Planeten zu schützen und mehr über die Geschichte des Sonnensystems zu erfahren."
2021 hatte das Team auch den bisherigen Rekordhalter 2021 PH27 entdeckt. Dieser braucht nur schlanke 113 Tage um die Sonne. Mit 2025 GN1 folgte im April dieses Jahres ein beinahe gleich schneller Herausforderer – beide teilen sich seither Platz 1.